Bessere Ernteergebnisse sorgen noch nicht für Erleichterung

Die Erntebilanz für 2020 ist besser, für Entspannung sorgt das bei den Landwirten in der Region noch nicht

Nauen/Markee  Auf dem Gut Markee fand das Pressegespräch zur Erntesituation 2020 für den Landkreis Havelland statt. Zur Ernte in diesem Jahr sprachen Gastgeber Thomas Große Rüschkamp, der Vorsitzende des Kreisbauernbandes Dirk Peters, Dörte Wernecke, Amtsleiterin für Landwirtschaft, Veterinär- und Lebensmittelüberwachung und Enrico Voigt, Vorstandsvorsitzender der Agrargenossenschaft Gülpe.

Foto: Silvia Passow

Nach drei Jahren mit Wetterkapriolen, die sich massiv auf den Ackerbau ausgewirkt hatten, sieht es für 2020 etwas entspannter aus, für die havelländischen Landwirte. Von Jubel sind sie dennoch weit entfernt, so sagt Dirk Peters. Man könne endlich mal wieder aufatmen, sagt er und bremst sogleich, aufatmen, nicht tief durchatmen.

Foto: Silvia Passow

Insgesamt lässt sich sagen, für das Wintergetreide könne sie gute Erträge vermelden, beim Sommergetreide sind die Erträge nicht ganz so gut, sagt Amtsleiterin Wernecke. Beim konventionellen und ökologischen Anbau gäbe es keine Gewinner oder Verlierer, fügt sie hinzu. Um zu beurteilen, ob die Ernte nun gut oder schlecht oder durchschnittlich ist wird das fünfjährige Mittel als Maß herangezogen. Die Ernteergebnisse für Mais und Sonnenblumen stehen noch aus, Dinkel wird im Havelland nur ökologisch angebaut, hier gab es Einbußen zum Fünfjahresmittel.

Foto: Silvia Passow

Deutliches Ost-Westgefälle

Im Havelland gibt es ein deutliches Ost-Westgefälle bei den Ernteerträgen, sagt Dirk Peters, denn das Westhavelland habe die schwächeren Böden. Peters, dessen Betrieb ebenfalls im Bereich Nauen liegt, ist mit den Erträgen beim Raps nicht zufrieden. Für ihn war eines der Probleme in diesem Jahr der Wassermangel im Frühjahr. „20 Liter im März, 12 Liter im April“, sagt er, sind deutlich zu wenig. Ein weiteres Problem sieht er in der Düngeverordnung, dadurch kommt nicht genug Protein ins Getreide, begründet er. Enrico Voigt beklagt Ernteverluste durch spät einsetzende Nachfröste Mitte Mai. Er hat Einbußen bei Gerste, Weizen und Winterroggen, dafür lagen die Lupinen über dem Durchschnitt, sagt er. Auf seinen Acker hat er 25 Bodenpunkte. Mit Bodenpunkten wird die Qualität des Ackerbodens bestimmt, 1 ist sehr schlecht, 120 Bodenpunkte ist die Spitze und damit sehr guter Boden. Voigt berichtet über den Verlust der Feuchtigkeit im Boden. Und er hat noch ein Problem, Wildgänse. Die Region um Gülpe ist als Rastplatz bei Wildgänsen und Kranichen sehr beliebt. Besonders auf ihren Wanderungen machen die Vögel hier Halt und sie bringen Hunger mit. „Sie fressen die jungen Triebe der Pflanzen ab“, sagt Voigt. Auch Voigt empfindet die Düngeverordnung als hinderlich und ungerecht. Bei der Frage wie viel Dünger auf den Acker darf entscheiden die Erträge der letzten fünf Jahre, erklärt er. Ein Jahr darf der Landwirt abschreiben, fügt er hinzu. Nun waren allerdings die letzten drei Jahre klimatisch problematisch. Zu den geringen Ernten kommen niedrige Preise. Voigt nennt hier den Milchpreis. „Seit dreißig Jahren bekommen die Milchbauern dreißig Cent für den Liter. Wir haben inzwischen nur noch 27, von ehemals 40 Milchviehbetrieben im Havelland“, sagt er.

Links die Soja-Bohnen von Dirk Peters Foto: Silvia Passow

„Wir sind alles in allem zufrieden mit der Ernte“, sagt Gastgeber Große Rüschkamp. In seinem Ackerbaubetrieb bewirtschaftet er unterschiedliche Böden, hat an einigen Stellen 60 Bodenpunkte, an anderen nur 20, dort entsprechend weniger geerntet. Für Große Rüschkamp hängt vieles am Niederschlag, nämlich 85 Prozent wie er sagt. Er berichtet von seinen Erfahrungen mit Hybridpflanzen beim Raps, betont wie wichtig Züchtungen für veränderte Bedingungen sein könnten. „Gerade für so ein trockenes Land wie Brandenburg.“ Und neue Wege beschreiten, im Moment versuchen sie es auf dem Gut Markee gerade mit Stärkekartoffeln.

Natürlich wurden zur Deko nur die schönsten Kolben ausgewählt. Nicht überall sieht die Maisernte so prächtig aus. Foto: Silvia Passow

Auch Dirk Peters hat Erfahrungen mit anderen Feldfrüchten. Mit Soja zum Beispiel, da hat er sogar ein Glas voll mitgebracht. „Denn haben wir vor fünf Jahren angebaut, liegt immer noch bei uns rum“, sagt er nur. Nun versuchen sie mit Hirse, sagt er weiter.

Zu guter Letzt berichtet der Landtagsabgeordnete Johannes Funke (SPD) über die Blühstreifenprojekte im Kreis. „Wir haben die Blühstreifen auf den Acker und in die Kommunen gebracht“, sagt er. Mit Blühstreifen hat auch Peters Erfahrung. Seit fünf Jahren versucht er verschiedene Blühstreifenmischungen aus. Er lässt das Projekt wissenschaftlich begleiten, erklärt er. „Wurden Anfangs bei uns 12 Wildbienenarten nachgewiesen, sind es jetzt schon 54“, sagt er. Auch Voigt berichtet von seinem Versuch auf 11 Hektar Land Blühstreifen anzulegen. „Sind auf dem sandigen Boden nur nicht alle gekommen“, fügt er hinzu.

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