Kükentötung

Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbund vom 9. September 2020

Klöckners Verbot ist überfällig – Systemfrage bleibt

Nach langem Zögern hat Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner heute endlich ein Gesetz zum Ausstieg aus dem Kükentöten vorgelegt. Der Deutsche Tierschutzbund, der ein Verbot lange gefordert hatte, kritisiert, dass das Töten männlicher Eintagsküken erst ab Ende 2021 verboten sein soll. Zudem will die Ministerin das Töten der empfindungsfähigen Embryonen noch weitere Jahre erlauben: Erst ab Ende 2023 sollen Eingriffe an Hühnereiern zur Geschlechterbestimmung ab dem siebten Bruttag verboten werden, da ein Schmerzempfinden zu diesem Zeitpunkt nicht auszuschließen ist. 

„Frau Klöckner hat in ihrer bisherigen Amtszeit verzweifelt versucht, mit der Geflügel-Branche freiwillige Vereinbarungen für den Ausstieg aus dem Kükentöten zu erzielen. Das ist krachend gescheitert, was früh absehbar war. Durch die Klöckner‘sche Taktik wurde viel Zeit verspielt. Jetzt kann die Branche noch Jahre tierschutzwidrig männliche Küken beseitigen. Das Verbot ist richtig, aber nicht konsequent genug, zu mutlos und kommt verspätet“, kommentiert Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes. 

Laut Gesetz soll das Töten lebensfähiger Küken ab Ende 2021 verboten sein. Bis 2023 sollen aber verschiedene Methoden der Geschlechtererkennung im Ei erlaubt bleiben. Diese Methoden greifen frühestens am neunten Bruttag, eine Methode sogar erst am 14. Bruttag. Eier mit männlichen Embryonen werden dabei vernichtet – obwohl eine Empfindungsfähigkeit bereits ab dem siebten Tag nachgewiesen wurde. Das erkennt auch das Bundesministerium an und will wohl auch deswegen Methoden zur Geschlechtererkennung im Ei ab dem siebten Bruttag nur befristet zulassen. „Das Ministerium hat offensichtlich verstanden, dass die Tötung eines bereits empfindungsfähigen Embryos ebenso unethisch ist wie die Tötung des geschlüpften Kükens. Dass ein Abtöten ab dem siebten Bruttag dann trotzdem noch viele Jahre möglich sein soll, ist inakzeptabel“, so Schröder.

Tierschutzbund erneuert Forderung nach Zweinutzungshuhn

Die einzige Methode, die sowohl das Kükentöten verhindern als auch die zuchtbedingten Probleme der Legehennen lösten könnte, wäre die Rückkehr zum Zweinutzungshuhn. Die Hennen dieser Zuchtrichtungen legen etwas weniger Eier als hochspezialisierte Legehybriden, doch dafür können die Hähne etwas rentabler gemästet werden. Die Tiere sind zudem vitaler und weniger anfällig für Krankheiten. „Die heutigen Legehennen sind hochgezüchtete „Eierlegemaschinen“ innerhalb eines kaputten Systems, die Kükenfrage damit auch eine Systemfrage, der Frau Klöckner mit technischen Lösungen zur Geschlechterbestimmung ausweicht“, kritisiert Schröder. „Die Rückkehr zum Zweinutzungshuhn wäre konsequent. Hier haben Frau Klöckner und ihre Amtsvorgänger zu nachlässig gehandelt, zum Beispiel mit viel zu wenig Fördergeldern. Sonst wäre dieser Weg schon jetzt praxisreif.“

Landesfischereitag im Zeichen von Klimawandel und Corona – Agrarminister Axel Vogel unterstützt Brandenburgs Fischer

Pressemitteilung des Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz vom 9.September 2020

Seddin – 125 Fischereibetriebe wirtschaften in Brandenburg auf einer Gewässerfläche von circa 56.000 Hektar. Um die Existenz von coronabedingt in Not geratenen Betrieben zu sichern, hat das Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz in Abstimmung mit dem Bund und der Europäischen Union kurzfristig mit Soforthilfe reagiert. Mit insgesamt 263.600 Euro konnten so 30 Fischereibetriebe geholfen werden.

Brandenburgs Fischerei hat Probleme: Sie kämpft mit dem Wassermangel – zu wenig Niederschläge und hohe Temperaturen –, mit zunehmendem Uferverbau und fehlendem Nachwuchs. Weggebrochene Vermarktungs- und Absatzmöglichkeiten in der Gastronomie kamen in der Corona-Pandemie dazu. Aber es gibt auch positive Entwicklungen.

Landwirtschaftsminister Axel Vogel: „Die Brandenburgerinnen und Brandenburger besinnen sich immer mehr auf heimische, regionale Produkte. Es ist zu wünschen, dass diese Entwicklung nach Corona anhält und sich noch verstärkt – und auch der Fisch aus der Mark damit wieder eine höhere Wertschätzung erfährt.“

Die bisherige Regelung zum Ausgleich von durch Kormoran, Silber- und Graureiher, Fischotter und Biber verursachten Schäden in Teichwirtschaften wurde von der EU-Kommission nach umfangreicher Prüfung notifiziert. Die neue Richtlinie des Landwirtschaftsministeriums tritt in Kürze in Kraft; sie ermöglicht bis Ende 2023 vorbehaltlich der Haushaltslage einen vollständigen Ausgleich der entsprechenden Schäden in den Teichwirtschaften.

„Damit entfällt die Beschränkung, mit der maximal eine Unterstützung in Höhe von insgesamt 30.000 Euro über einen Zeitraum von drei Jahren an ein Unternehmen gezahlt werden durfte. Das ist ein wichtiger Schritt, um die Teichwirtschaft im Land zu sichern“, so Axel Vogel in seiner Botschaft an die Teichwirte.

Die Fischereibetriebe kämpfen wie fast die gesamten Landwirtschaft mit den Auswirkungen des Klimawandels. Die deutlich steigende Verdunstung in den Oberflächengewässern konnten die wenigen Niederschlagsmengen nicht ausgleichen. Landwirtschaftsminister Axel Vogel: „Eine Anpassung an die sich verändernde hydrologische Situation ist dringend geboten. Unser Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz erarbeitet ein Niedrigwasserkonzept, in dem auch die fischereilichen Belange eine Rolle spielen.“

Wegen der aktuellen Corona-Beschränkungen findet der Landesfischereitag in Seddin auf einen Tag gekürzt und mit begrenzter Teilnehmerzahl statt.

Steckbrief: Fischerei in Brandenburg

Die Fangmenge in Brandenburg beträgt etwas mehr als 1.000 Tonnen. Hauptfischarten sind Aal, Hecht, Zander. Die Entwicklung von Gewässern in einen nährstoffarmen Zustand führt zum Rückgang der Zandererträge. Derzeit wirtschaften in Brandenburg 125 Fischereibetriebe auf einer Gewässerfläche von ca. 56.000 Hektar

Eine positive Entwicklung zeichnet sich hingegen bei der Aalfischerei ab. In der Folge der Umsetzung der seit 2009 bestehenden Aalmanagementpläne gibt es einen leichten Aufwärtstrend bei den Fangmengen. Dem geht ein Aalbesatz in Größenordnungen voraus. In Brandenburg wurden allein 2020 etwa 13,5 Tonnen Aale mit einer Stückmasse von 4 bis 7 Gramm in die Einzugsgebiete von Elbe und Oder besetzt.

Die Karpfenteichwirtschaft erstreckt sich auf 26 Aquakulturbetriebe mit insgesamt 3.750 Hektar. Annähernd 600 Personen sind in Brandenburg in der Fischerei beschäftigt. Aktuell werden etwa 510 Tonnen Speisekarpfen erzeugt. In weiteren 10 Betrieben werden insgesamt knapp 200 Tonnen Forellen und Saiblinge aufgezogen, die Salmonidenaquakultur spielt damit in Brandenburg eine eher untergeordnete Rolle.

Bessere Ernteergebnisse sorgen noch nicht für Erleichterung

Die Erntebilanz für 2020 ist besser, für Entspannung sorgt das bei den Landwirten in der Region noch nicht

Nauen/Markee  Auf dem Gut Markee fand das Pressegespräch zur Erntesituation 2020 für den Landkreis Havelland statt. Zur Ernte in diesem Jahr sprachen Gastgeber Thomas Große Rüschkamp, der Vorsitzende des Kreisbauernbandes Dirk Peters, Dörte Wernecke, Amtsleiterin für Landwirtschaft, Veterinär- und Lebensmittelüberwachung und Enrico Voigt, Vorstandsvorsitzender der Agrargenossenschaft Gülpe.

Foto: Silvia Passow

Nach drei Jahren mit Wetterkapriolen, die sich massiv auf den Ackerbau ausgewirkt hatten, sieht es für 2020 etwas entspannter aus, für die havelländischen Landwirte. Von Jubel sind sie dennoch weit entfernt, so sagt Dirk Peters. Man könne endlich mal wieder aufatmen, sagt er und bremst sogleich, aufatmen, nicht tief durchatmen.

Foto: Silvia Passow

Insgesamt lässt sich sagen, für das Wintergetreide könne sie gute Erträge vermelden, beim Sommergetreide sind die Erträge nicht ganz so gut, sagt Amtsleiterin Wernecke. Beim konventionellen und ökologischen Anbau gäbe es keine Gewinner oder Verlierer, fügt sie hinzu. Um zu beurteilen, ob die Ernte nun gut oder schlecht oder durchschnittlich ist wird das fünfjährige Mittel als Maß herangezogen. Die Ernteergebnisse für Mais und Sonnenblumen stehen noch aus, Dinkel wird im Havelland nur ökologisch angebaut, hier gab es Einbußen zum Fünfjahresmittel.

Foto: Silvia Passow

Deutliches Ost-Westgefälle

Im Havelland gibt es ein deutliches Ost-Westgefälle bei den Ernteerträgen, sagt Dirk Peters, denn das Westhavelland habe die schwächeren Böden. Peters, dessen Betrieb ebenfalls im Bereich Nauen liegt, ist mit den Erträgen beim Raps nicht zufrieden. Für ihn war eines der Probleme in diesem Jahr der Wassermangel im Frühjahr. „20 Liter im März, 12 Liter im April“, sagt er, sind deutlich zu wenig. Ein weiteres Problem sieht er in der Düngeverordnung, dadurch kommt nicht genug Protein ins Getreide, begründet er. Enrico Voigt beklagt Ernteverluste durch spät einsetzende Nachfröste Mitte Mai. Er hat Einbußen bei Gerste, Weizen und Winterroggen, dafür lagen die Lupinen über dem Durchschnitt, sagt er. Auf seinen Acker hat er 25 Bodenpunkte. Mit Bodenpunkten wird die Qualität des Ackerbodens bestimmt, 1 ist sehr schlecht, 120 Bodenpunkte ist die Spitze und damit sehr guter Boden. Voigt berichtet über den Verlust der Feuchtigkeit im Boden. Und er hat noch ein Problem, Wildgänse. Die Region um Gülpe ist als Rastplatz bei Wildgänsen und Kranichen sehr beliebt. Besonders auf ihren Wanderungen machen die Vögel hier Halt und sie bringen Hunger mit. „Sie fressen die jungen Triebe der Pflanzen ab“, sagt Voigt. Auch Voigt empfindet die Düngeverordnung als hinderlich und ungerecht. Bei der Frage wie viel Dünger auf den Acker darf entscheiden die Erträge der letzten fünf Jahre, erklärt er. Ein Jahr darf der Landwirt abschreiben, fügt er hinzu. Nun waren allerdings die letzten drei Jahre klimatisch problematisch. Zu den geringen Ernten kommen niedrige Preise. Voigt nennt hier den Milchpreis. „Seit dreißig Jahren bekommen die Milchbauern dreißig Cent für den Liter. Wir haben inzwischen nur noch 27, von ehemals 40 Milchviehbetrieben im Havelland“, sagt er.

Links die Soja-Bohnen von Dirk Peters Foto: Silvia Passow

„Wir sind alles in allem zufrieden mit der Ernte“, sagt Gastgeber Große Rüschkamp. In seinem Ackerbaubetrieb bewirtschaftet er unterschiedliche Böden, hat an einigen Stellen 60 Bodenpunkte, an anderen nur 20, dort entsprechend weniger geerntet. Für Große Rüschkamp hängt vieles am Niederschlag, nämlich 85 Prozent wie er sagt. Er berichtet von seinen Erfahrungen mit Hybridpflanzen beim Raps, betont wie wichtig Züchtungen für veränderte Bedingungen sein könnten. „Gerade für so ein trockenes Land wie Brandenburg.“ Und neue Wege beschreiten, im Moment versuchen sie es auf dem Gut Markee gerade mit Stärkekartoffeln.

Natürlich wurden zur Deko nur die schönsten Kolben ausgewählt. Nicht überall sieht die Maisernte so prächtig aus. Foto: Silvia Passow

Auch Dirk Peters hat Erfahrungen mit anderen Feldfrüchten. Mit Soja zum Beispiel, da hat er sogar ein Glas voll mitgebracht. „Denn haben wir vor fünf Jahren angebaut, liegt immer noch bei uns rum“, sagt er nur. Nun versuchen sie mit Hirse, sagt er weiter.

Zu guter Letzt berichtet der Landtagsabgeordnete Johannes Funke (SPD) über die Blühstreifenprojekte im Kreis. „Wir haben die Blühstreifen auf den Acker und in die Kommunen gebracht“, sagt er. Mit Blühstreifen hat auch Peters Erfahrung. Seit fünf Jahren versucht er verschiedene Blühstreifenmischungen aus. Er lässt das Projekt wissenschaftlich begleiten, erklärt er. „Wurden Anfangs bei uns 12 Wildbienenarten nachgewiesen, sind es jetzt schon 54“, sagt er. Auch Voigt berichtet von seinem Versuch auf 11 Hektar Land Blühstreifen anzulegen. „Sind auf dem sandigen Boden nur nicht alle gekommen“, fügt er hinzu.