Pressemitteilung des Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz vom 24. August 2020
Potsdam – In Brandenburg wurden bisher 221 Brutvogelarten nachgewiesen, von denen 205 regelmäßig brüten oder in der Vergangenheit regelmäßig gebrütet haben. 44 Prozent aller einheimischen Brutvogelarten sind gefährdet. Zwölf Jahre nach der letzten Roten Liste der Brutvögel hat das Landesamt für Umwelt die Rote Liste neu überarbeitet und veröffentlicht.
„Die aktuelle Rote Liste der bedrohten Vogelarten in Brandenburg hat Licht- und Schattenseiten“, stellt Umweltminister Axel Vogel fest. „53 der 205 bei uns regelmäßig brütenden Vogelarten haben im Vergleich zu den gesamtdeutschen Brutvorkommen in Brandenburg mindestens doppelt so hohe Bestände wie nach dem reinen Flächenanteil zu erwarten wäre.“
Bei sieben Arten beherbergt Brandenburg über die Hälfte des bundesdeutschen Bestands. Die Großtrappe kommt deutschlandweit fast nur noch in Brandenburg vor – hier leben über 300 Tiere – und zeigte nach den frühzeitig ergriffenen Schutzmaßnahmen in den letzten Jahren deutliche Erfolge. Aber auch für Arten wie Fischadler, Brachpieper, Wiedehopf und Drosselrohrsänger trägt Brandenburg eine besonders hohe nationale Verantwortung.
Im Gesamtergebnis müssen insgesamt 88 Arten, das sind 44 Prozent aller regelmäßigen einheimischen Brutvogelarten Brandenburgs, als gefährdet eingestuft werden, 15 Arten sind bereits ausgestorben. 26 Arten sind demnach akut vom Aussterben bedroht, 15 stark gefährdet, 23 gefährdet und neun Arten sind extrem selten. Hinzu kommen 25 Arten auf der Vorwarnliste, die abnehmende Bestandstrends zeigen. Die Einstufung in die Kategorien der Roten Liste erfolgte aufgrund international und national entwickelter Kriterien.
„Eine Reihe von früheren ‚Flaggschiffarten‘ des Naturschutzes wie See- und Fischadler, Kranich und Uhu konnte im Lauf der Jahre aus der Roten Liste entlassen werden“, zeigt sich Minister Axel Vogel erfreut. „Wir müssen aber auch konstatieren, dass der Verlust an biologischer Vielfalt nicht gestoppt ist. Besonders starke Abnahmetrends zeigen die Brutvögel der Offenlandschaft, vor allem der Agrarlandschaft.“
Zahlreiche bislang eher häufige Arten mussten wegen ihrer anhaltend negativen Bestandstrends neu aufgenommen werden. Besonders starke Abnahmetrends zeigten die Brutvögel der Offenlandschaft und der Siedlungen, während bei den Waldarten das Verhältnis abnehmender zu zunehmenden Arten fast ausgeglichen war. Bei 33 Arten der offenen Landschaft gingen die Bestände zurück, aber nur 11 legten zu. Alarmierend ist, dass in allen Lebensräumen sehr viele insektenfressende Arten weiter abgenommen haben. In der Offenlandschaft zeigten sogar drei Viertel der Insektenfresser einen Rückgang, hingegen nur neun Prozent eine Zunahme. Auch bei den Vögeln der Feuchtgebiete haben mehr Arten in ihren Beständen zugenommen als abgenommen.
Umweltminister Vogel: „Gemeinsam mit der Landwirtschaft können wir der Situation der Offenlandarten durch eine angepasste Landnutzung verändern. Mehr Strukturelemente, mehr Ökolandbau, mehr Brachen, mehr Saumbiotope, weniger Insektiziden und Herbiziden und mehr Wasserrückhalt – das sind Schlüssel für eine Landwirtschaft, die die biologische Vielfalt erhält und fördert.“