Fast zu schön um wahr zu sein, die Streuobstwiese im Dyrotzer Luch

Mathies Ledwig stellt das Naturparadies an Falkensees Stadtrand und seine Tätigkeiten im FÖJ vor

Falkensee.   Die Sonne meint es gut an diesem Samstag, kaum eine Wolke schützt die fleißige kleine Schar vor der intensiven Wärme. Man könnte durchaus meinen, die Schafe machen es besser. Sie haben sich im Schatten eines besonders alten Obstbaumes versammelt und ruhen, kauen wieder und schauen sich dabei ein wenig um. In der Luft liegt ein Surren und Schwirren und zirpen, die Streuobstwiese im Dyrotzer Luch ist ein Paradies für Insekten. Und das hört und sieht man hier auch.

Juwel der Artenvielfalt, die Streuobstwiese
Foto: Silvia Passow

Seit 2015 entwickelt und pflegt der NABU Osthavelland das rund 10 Hektar große Areal, das ursprünglich von der Deutschen Bahn AG angelegt wurde. Bereits ein Jahr zuvor hatte der NABU das Gelände entdeckt, idyllisch zweifellos, doch der Fläche fehlte die pflegende Hand. Der NABU entwickelte ein Konzept für die Fläche, erfasst seitdem die dort lebenden Pflanzen- und Tierarten, schneidet die Obstbäume, hat im letzten Jahr fünfzig weitere Obstbäume gepflanzt. Streuobstwiesen gehören zu den artenreichsten Lebensräumen in Europa, mehr als 5000 Tier- und Pflanzenarten können in diesen Lebensraumtyp vorkommen. Letzten Samstag hieß es mal wieder Arbeitseinsatz auf der Streuobstwiese. Mit dabei: Mathies Ledwig aus Brieselang. Der neunzehnjährige absolviert gerade sein FÖJ (freiwilliges ökologisches Jahr) bei NABU und dem Förderverein Döberitzer Heide, die sich diese Stelle teilen.

Mathies Ledwig arbeitet gern unter freien Himmel. Am Liebsten bei schönen Wetter, sagt er augenzwinkernd
Foto: Silvia Passow

Ledwig sagt, er will Biologie studieren und dafür kommt ein solches Jahr ganz recht. Ledwig wollte sich nach dem Abitur erst einmal umsehen, sagt er. Als er erfuhr, dass die Möglichkeit zur Naturarbeit in gleich zwei dem Naturschutz verhafteten Institutionen, in seiner Nachbarschaft möglich ist, hat er sich sofort beworben, sagt er. Seit September letzten Jahre ist er nun dabei und sagt: „Es war eine gute Entscheidung.“ Ledwig, der sehr gern fotografiert und sich bestens in der Vogelwelt auskennt, durfte an einem Vogel-Monitoring teilnehmen. Das für ihn beste Ereignis in diesem Jahr, sagt er. Vögel kann man auch prima auf der Streuobstwiese beobachten. „Bachstelze, Wendehals und Neuntöter sind hier zu sehen“, sagt er, schaut sich um und weist auf einem der Zaunpfähle. „Da ist Einer“, sagt er und erläutert, dass der Neuntöter seinen Namen nicht unbegründet trägt. Insekten, die er gefangen hat, spießt er auf Dornen auf. Auch Fasane haben sie hier schon beobachtet und Füchse mit Jungen, Rehe und Hasen.

Große & kleine Tiere freuen sich über Verstecke und Nahrungsangebote auf der Streuobstwiese
Foto: Silvia Passow

Heute wird die Wiese gemäht, die Obstbäume sollen am Fuß von Gräsern befreit werden und ganz wichtig, dass Jakobs Greiskraut herausreißen. Die zur Familie der Korbblütler gehörende Pflanze ist in allen Teilen giftig. Auch für die Schafe, die hier weiden. Um die Tiere zu schützen muss die gelb blühende Pflanze sorgfältig entfernt werden. Ledwig und der kleine Trupp haben damit alle Hände voll zu tun.

Viel Arbeit wartet auf die Ehrenamtlichen
Foto: Silvia Passow

Die Arbeit in der Natur mag Ledwig, sagt er. Allerdings, im Winter kann das auch hart sein, fügt er hinzu. Egal wie das Wetter ist, die Rinder, Pferde, Ziegen und Schafe des Fördervereins Döberitzer Heide wollen immer gefüttert sein. Beim NABU dagegen, war der Winter den Arbeiten am Computer vorbehalten, sagt Ledwig.

Tierische Rasenmäher sind auch im Einsatz
Foto: Silvia Passow

Ab dem 1.September wird wieder ein FÖJler/in gesucht. Drei Tage die Woche werden dabei in der Döberitzer Heide verbracht. Neben dem Füttern der Tiere und deren Pflege steht die Landschaftspflege auf dem Programm. Handwerkliches Geschick wäre gut, sagt Ledwig, denn es werden auch Reparaturarbeiten an Zäunen und Ställen durchgeführt. Bei Veranstaltungen wird geholfen und bei der Büroarbeit unterstützt. Büro- und Verwaltungsarbeiten erwarten den FÖJler auch die zwei Tage wöchentlich beim NABU. Die Fachgruppen werden unterstützt und man ist bei Veranstaltungen, Fachvorträgen und Exkursionen dabei. Die Betreuung der Kindergruppe gehört zu den Aufgaben. Der NABU, sagt Michaela Börgemann, Pressesprecherin beim NABU Osthavelland und ebenfalls auf der Streuobstwiese mit dem Ausreißen des Jakobs Greiskraut beschäftigt, freut sich über frische Idee und eigenständige Entwicklung und Durchführung von Projekten, besonders um die Mitgliedergewinnung.  Bewerbungen bitte an: www.ljr-brandenburg.de/freiwilligendienste.

Unterschiedliche Lebensräume locken verschiedene Bewohner
Foto: Silvia Passow

Ledwig sagt, für ihn hat sich dieses Jahr sehr gelohnt und es wird ihm auch bei der Suche nach dem Studienplatz helfen. Auf diese Art Bekanntschaft mit dem Arbeitsleben zu machen ist ebenfalls von Vorteil, sagt er. „Für mich hat es meinen Berufswunsch noch einmal gefestigt“, sagt er.

Die Info-Tafel zeigt auf, warum die Arbeit auf der Streuobstwiese so wichtig ist
Foto: Silvia Passow

Auch auf der Streuobstwiese mit den 150 Obstbäumen, mit Sorten aus der Region, kann der NABU Hilfe gebrauchen, sagt Börgemann. Besondere Fachkenntnisse braucht es dafür nicht. Mehr dazu unter: www.nabu-osthavelland.de

Schreibe einen Kommentar

You have to agree to the comment policy.