Alt wie ein Baum

Deutschlands ältester Naturlehrpfad führt durch den Wald zwischen Falkensee und Brieselang. Im Juli wird er 90 Jahre alt 

Noch kann die Sonne mit Licht und Schatten spielen, im Bredower Forst. Haben die Bäume erst ihre grünen Kronen zurück, schaffen es nur noch wenige Sonnenstrahlen bis auf den Boden. Der Bredower Forst hat rund ums Jahr seine Reize
Foto: Silvia Passow

Falkensee.   Möglicherweise erinnert sich der eine oder andere Baum zurück, an jenem 11.Juli im Jahre 1930, als der erste Naturpfad Deutschlands, eingeweiht wurde. Alt genug wären einige der grünen Riesen, blieb die Frage, ob das Ereignis bleibenden Eindruck bei ihnen hinterließ. Einblicke in die Natur soll der Besucher des Waldes mitnehmen, so die Idee hinter diesem lehrreichen Spaziergang zwischen Stileichen, Kiefern und Hainbuchen. Zum Zauber dieses wunderschönen, an einen Märchenhain erinnernden Waldes, wird auf dem Naturpfad die Neugier geweckt. Das Leben zwischen flauschigem Moos, geheimnisvollen Baumhöhlen und hölzernen Riesen wird dem Besucher an sechzehn Stationen vorgestellt.

Die kleinen Info-Tafeln trage zum Naturverständnis des Besucher bei.
Foto: Silvia Passow

Made in USA

Es ist kein Zufall, dass der Waldlehrpfad in der Epoche vor neunzig Jahren eingerichtet wurde. Berlin wuchs und der urbane Mensch fuhr zur Erholung gern ins Grüne, in das Berliner Umland. Diese Ausflüge sollten nicht nur dem Luftholen vom Alltag dienen, mit dem Lehrpfad sollte die Landpartie auch das Naturverständnis des Städters wecken. Der Mensch schützt, was er kennt. Naturschutz in den Kinderschuhen und im Wald zwischen Falkensee und Brieselang, dem Bredower Forst, wurde der Gedanke vor allen von Carl Zimmer vorangetrieben. Zimmer (1873-1950) war Direktor des Zoologischen Museums der Friedrich-Wilhelm-Universität, die man heute unter dem Namen Humboldt-Universität kennt. In einer vor zehn Jahren erschienen Schrift von Luise Klann und Volker Kummer kann man mehr zur Geschichte und den Hintergründen zur Gründung dieses ersten Naturpfades nachlesen. So auch, dass die Idee für diese Art eines Freilichtmuseums, aus den USA kommt. Auch das Gebiet, das für den ersten Naturpfad ersonnen war, sollte ursprünglich ein anderes sein, haben die beiden Autoren recherchiert. Klann schrieb 2010 ihre Bachelorarbeit zur Geschichte des Naturpfades.   

Blick vom Waldrand in die Wiesen
Foto: Silvia Passow

Der 1930 eingeweihte Naturpfad war zunächst ein voller Erfolg, wurde regelmäßig besucht und liebevoll und nicht weniger regelmäßig, gepflegt. Der zweite Weltkrieg, wie auch die Jahre zuvor, ließen keinen Raum für Naturschutz. Der Naturpfad geriet in Vergessenheit. Nachkriegszeit, deutsche Teilung, die Menschen haben anders zu tun, als sich um einen Waldlehrpfad zu kümmern.

Auf verschlungenen wegen durch den Bredower Forst
Fot: Silvia Passow

1961 wird der Bredower Forst zum Naturschutzgebiet ernannt und rückt nun wieder in das Blickfeld der Naturschützer. Klann und Kummer schreiben: „Vor allem die älteren Falkenseer wünschten sich den Naturlehrpfad zurück, sie kannten ihn noch und der Lehrpfad war berühmt.“ Dem Kreisnaturschutzbeauftragten im Kreis Nauen, Gerhard Zimmermann (1911-1999) soll die Wiederbelebung des Naturpfades maßgeblich zu verdanken sein. Zimmermann gelang es, mit Hilfe ehrenamtlicher Naturfreunde den Pfad wiederaufzubauen.

Auf dem Schneewittchenberg steht der Gedenkstein
Foto: Silvia Passow

Der Achtzigste Geburtstag vor zehn Jahren wurde gefeiert, in diesem Jahr fallen die geplanten Veranstaltungen zum Geburtstag, Corona bedingt, aus, sagt Revierleiter Volker Kademann von der Oberförsterei Brieselang. Erkunden lässt sich der Naturpfad sehr gut auf eigene Faust.  

Der Forst ist auch das Sammel-Revier von Kräuterfee Tina aus Falkensee. Hier sitz sie in einem Meer aus Kaukasischen Bärlauch.
Foto: Silvia Passow

Den rund zwei Kilometer langen Naturpfad kann man zu Fuß oder mit dem Fahrrad entdecken. Ein urzeitlich anmutender Wald, mit Bäumen, deren Stämme dick und kräftig sind, mit herber rauer Rinde, deren Kronen weithin in satten hell- bis dunkelgrün, leuchten. Im Frühling lockt der würzige Duft des kaukasischen Bärlauchs, bald danach liegt das liebliche Bukett der Maiglöckchen in der kühlen Luft. Vögel zwitschern, singen, rascheln im Laub, hier huscht eine Maus über den Weg, hoch oben sitzt der Eichelhäher und ruft. Der weiche Waldboden nimmt jeden Schritt federnd auf.

So wild, der Bredower Forst
Fot: Silvia Passow

An sechzehn Stationen informieren Tafeln über das Leben im Wald. Dabei stellen sie nicht einfach nur einen Baum vor, sie erklären die Landschaft wie an Station zwei „Nacheiszeitliche Dünenkante“, erzählen etwas über die Frühlingsblüher oder wem die Früchte der Haselnussbüsche besonders gut schmecken. Auf dem Schneewittchenberge steht ein Gedenkstein und in den Höhlen unter den Eichen dahinter wohnen die Zwerge und….. okay, Letzteres stimmt nicht. Dieser zauberhafte Ort lädt zum Träumen ein, da kann die Fantasie schon mal wie eine Waldfee über Wurzeln purzeln.

Und manchmal wächst das Beschrieben direkt in die informativen Tafeln
Foto: Silvia Passow

Zum Bredower Forst führen mehrere Zugänge vom Falkenseer Ortsteil Finkenkrug. Über die Brücke am Forstweg oder die Brandenburgstraße, zum Beispiel lässt sich der Forst erobern. Aus Brieselang führt der Forstweg, vorbei am Forsthaus der Oberförsterei Brieselang, Richtung Falkensee, zum Naturpfad.

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