Die Vier von der Fahrradwerkstatt

Wenn der Sattel wackelt, der Reifen eine Acht hat, die Kette klemmt, in der Fahrradwerkstatt gibt es unkompliziert und kostengünstig Hilfe

Wustermark.  Wustermark hat wieder eine offene Fahrradwerkstatt. Die Idee, dem Drahtesel bei Wehwehchen selbst, unter Anleitung bastelfreudiger Handwerker, zu helfen ist für Wustermark nicht neu. Sie ruhte, nachdem die Initiatoren an einen anderen Ort gezogen waren. Nun ist sie wieder da, neu besetzt, vier Fahrrad-affine und handwerklich begabte Männer aus den verschiedenen Ortsteilen der Gemeinde, warten auf Spannende und knifflige Fahrradreparaturen.

Jeden ersten Samstag im Monat können in Wustermark unter Anleitung Fahrräder repariert werden
Foto: Silvia Passow

Thomas Türk sitzt vor dem rotem Backsteinhaus in der Sonne, das Vorderrad eines Fahrrades auf den Schoss. Er dreht sacht an dem Rad, das charakteristische Surren ist zu hören. Ein Problem mit den Speichen, diagnostiziert der 61jährige. Nichts was sich nicht lösen ließe. Türk hat das erste Fahrrad vor sich, dass in der neuen offenen Fahrradwerkstatt repariert wird. Der Besitzer hat es zur Reparatur abgegeben, was nicht unbedingt dem entspricht, was Türk und seine drei Mitstreiter in der Werkstatt erreichen wollen. Fahrräder reparieren, ja, doch sollte der Besitzer oder die Besitzerin nach Möglichkeit dem Vorgang beiwohnen, besser noch, selbst am Patienten Fahrrad operieren. Wenigstens als Assistenzarzt, so die Idee. Denn hier geht es um ein gemeinsames Projekt, der Besitzer hat die Chance, seinen Drahtesel unter die Pedale zu schauen und damit besser kennen zu lernen. Türk, den hier viele auch als den Fraktionsvorsitzenden der Bündnisgrünen kennen, lebt mit der Werkstatt den Nachhaltigkeitsgedanken aus, sagt er.

Peter Mendl, Christoph Wewel und Thomas Türk beim Frei-Luft-Werkeln
Foto: Silvia Passow

Peter Mendl gesellt sich zu Türk, schaut auf das Rad und bestätigt den von Türk gestellten Befund. Mendl, der in seinem Leben diversen beruflichen Tätigkeiten nachging, hat sich schon immer gern handwerklich beschäftigt, sagt er. Als junger Mann fuhr der heute 67jährige Rentner zur See. „Und da hatte man gar nicht die Möglichkeit, alles neu zu kaufen. Hier musste man reparieren und improvisieren“, sagt er. Beides hat er offenbar nicht vergessen und wendet es nun hier in der Werkstatt an. Christoph Wewel ist eigentlich Vermessungsingenieur, gern ehrenamtlich aktiv, so auch bei der Freiwilligen Feuerwehr. Fahrräder reparieren liegt bei Wewel in der Familie, bereits der Vater hauchte den kaputten Drahteseln wieder Leben ein und Wewel hält es genauso. Dinge reparieren, statt wegwerfen, finde er weitaus besser, sagt der Hoppenrader Wewel. Der Jüngste im Bunde ist Edgar Kalischer aus Elstal. Der 19jährige reparierte sein eigenes Fahrrad bei den Vorgängern der Fahrrad-Werkstatt und als er hörte, dass dieses Projekt wiederbelebt werden soll, war er sofort dabei, erzählt er. Handwerklich aktiv sein, sagt er, das ist ohnehin seine Leidenschaft, sagt er. Sein eigenes Fahrrad hat er liebevoll hergerichtet und einen echten Blickfang geschaffen.

Ein echter Hingucker, das Fahrrade von Edgar Kalischer
Foto: Silvia Passow

Die Vier reparieren nun einmal im Monat kostenlos Fahrräder. Und sie nehmen auch gern Fahrräder, die nicht mehr genutzt werden, an. Sie bauen sie auf und geben sie an Menschen, die sich kein Fahrrad kaufen können, weiter. Der Service an sich ist kostenlos, die Ersatzteile müssen selbst besorgt werden und in der Werkstatt steht ein Sparschwein, dass sich gern mit Bargeld füttern lässt.

Hier sind Christoph Wewel, Peter Mendl und Edgar Kalischer am Werk
Foto: Silvia Passow

Zum vierköpfigen Team gehört noch ein Mann, ohne dem die Werkstatt nicht möglich geworden wäre. Alexis Schwarz stellt auf dem ehemaligen Vierseitenhof den Platz zur Verfügung. Der Hof gehört zum ökologisch-sozialen Wohnprojekt, dass hier an der Friedrich-Rumpf-Straße entstanden ist. In der kleinen Werkstatt wird das Material und das Werkzeug gelagert. Gearbeitet wird im Freien, vor der Werkstatt. Zurzeit gelten die üblichen Corona-Schutzmaßnahmen.

Edgar Kalischer, Peter Mendl, Christopher Wewel, Thomas Türk, Wustermarks Bürgermeister und Fan der bekennender Fan der Werkstatt Holger Schreiber und Alexis Schwarz
Foto: Silvia Passow

Die ehrenamtliche Fahrradreparatur kann jeden 1. Samstag im Monat von 10-14 Uhr aufgesucht werden. Zu finden ist sie in der Friedrich-Rumpf-Straße 18, in Wustermark.

Gute Laune und Drahtesel, in der Fahrradwerkstatt Wustermark
Foto: Silvia Passow

Mitmischen:

Mit dem schicken neuen/alten Fahrrad unterwegs und Anregungen für eine fahrradfreundliche Umgebung aufgespürt? Noch bis zum 28.Juni können sich die Wustermarker am Radverkehrskonzept beteiligen. Die Onlinebeteiligung zum Radverkehrskonzept findet sich unter: mpt.link/wustermark-radverkehr. Der Fragebogen kann auch ausgedruckt und in Papierform eingereicht werden.

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