Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes vom 26.Mai 2020
Der Deutsche Tierschutzbund weitet sein Tierschutzlabel „Für Mehr Tierschutz“ auf Mastrinder aus Milchkuhbetrieben aus. Die entsprechende Richtlinie hat der Verband auf www.tierschutzlabel.info veröffentlicht; sie tritt am 1. Juli 2020 in Kraft. Die auf den Betrieben geborenen Kälber, die gemästet werden, sollen ein tiergerechtes Leben führen dürfen – genau wie die Milchkühe, für die bereits seit vier Jahren entsprechende Tierschutzlabel-Vorgaben existieren.
„Mit dem Tierschutzlabel bringen wir ein Mehr an Tierschutz in die Ställe und verbessern die Situation der Rinder sofort“, sagt Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes. „Aus unserer Erfahrung wissen wir, dass viele Landwirte bereit sind, die Tiere unter besseren Bedingungen zu halten, wenn die Produkte entsprechend bezahlt werden. Auch die Verbraucher fordern immer stärker Produkte ein, die unter höheren Tierschutzstandards produziert wurden. Es wird Zeit für ein Umdenken.“
Die neue Richtlinie bezieht sich auf Kälber aus Milchkuhbetrieben. Sowohl in der Einstiegs- als auch in der Premiumstufe des Tierschutzlabels „Für Mehr Tierschutz“ müssen die Rinder ausreichend Platz haben, um sich entsprechend ihrer Bedürfnisse zu bewegen. Eine Anbindehaltung verbietet das Label. Statt engen Buchten mit Vollspaltenboden stehen den Tieren größere, strukturierte Buchten mit einem weichen, trockenen und eingestreuten Liegebereich zur Verfügung. Scheuerbürsten sorgen für den notwendigen Komfort. Um Wind und Wetter zu spüren, ist ein sogenannter Offenfrontstall vorgeschrieben. Im Premiumbereich müssen die Rinder zusätzlich das ganze Jahr die Möglichkeit haben, nach draußen zu gehen – in einen Auslauf oder auf eine Weide.
Quälende Transporte in Drittländer vermeiden
Da es in Deutschland keinen ausreichenden Markt für Kälber gibt, werden männliche Kälber von Milchrassen verkauft – genau wie weibliche Jungtiere, die nicht für die Milchproduktion benötigt werden. Mehr als 600.000 von ihnen werden ins Ausland transportiert und dort unter Bedingungen gemästet, die in Deutschland nicht erlaubt wären. Nicht selten folgen Weitertransporte in Drittländer, wie die Türkei, Nordafrika oder Ägypten, wo die Tiere geschlachtet werden. „Die Torturen für die Tiere bei Transport und Schlachtung sind bekannt. Mit den neuen Kriterien möchten wir dazu beitragen, eine Alternative in Deutschland aufzubauen, die eine tierschutzgerechte und ökonomisch sinnvolle Mast ermöglicht“, so Schröder.