Unter Generalverdacht

Laut NABU übertragen heimische Fledermäuse nicht das SARS Virus 

Fledermäuse stehen ohnehin nicht im besten Ruf und dieser wurde nun noch einmal ramponiert. Stehen ihre asiatischen Verwandten doch unter dem Verdacht, den Erreger SARS-CoV-2 auf den Menschen übertragen zu haben. Der NABU bricht eine Lanze für fliegenden Säugetiere und wirbt für mehr Aufklärung.

Im Osthavelland stellen NABU-Mitarbeiter die sagenumwobenen Tiere bei Exkursionen vor.
Foto: Silvia Passow

Zunächst, die Schuld des Angeklagten, der Fledermaus, ist noch gar nicht eindeutig erwiesen. Die Fledermaus gehört, nicht ganz grundlos, zu den üblichen Verdächtigen. Denn anders als unsere heimischen Fledermäuse, dienen deren Verwandte in Asien und Afrika nicht selten als sogenannter Reservoirwirt. Das heißt, dass sie selbst besonders gefährliche Viren in ihren Körpern beherbergen, ohne selbst krank zu werden. Ebola, Marburg, SARS wurden von Fledermäusen auf Menschen übertragen. So wurde zum Beispiel im westafrikanischen Liberia in einer toten Fledermaus das Zaire-Ebola-Virus nachgewiesen. Mehrere Medien, unter anderem die ÄrzteZeitung, berichteten. Doch anders als wir Menschen, kommen diese Fledermausarten mit den Viren zurecht. Offenbar ist ihr Immunsystem besser gegen den Viren-Überfall gerüstet.

Laut Informationen des NABU muss sich in Deutschland niemand vor der Übertragung des neuen Corona-Virus auf dem Menschen fürchten. „Es gibt keine Belege dafür, dass die in Deutschland heimischen Fledermäuse Träger jenes Corona-Stammes sind, dem auch das Coronavirus SARS -CoV-2 entstammt“, heißt es hier. Die stark vereinfachte Darstellung in den Medien, nach der die Fledermaus als Ursprung für das neuartige Virus sei, schürt Sorge und Angst vor Fledermäusen, so der NABU.

Mehr als tausend verschiedene Arten, das sind viele verschiedene Möglichkeiten, nicht jede Fledermaus bringt Krankheit.
Foto: Pixabay

Weltweit gibt es rund 1000 Fledermausarten, dazu kommen noch etwa 200 Flughund-Arten. Davon leben 53 Arten in Europa und 25 Arten sind in Deutschland heimisch. In den heimischen Arten wurden zwar verschiedene Corona-Viren nachgewiesen, diese sind jedoch nur entfernt mit jenem SARS verursachenden Corona-Viren verwandt. Laut NABU sind die hier beheimateten Fledermäuse für den Menschen nahezu ungefährlich. Einzig die Tollwut kann als potenzielle Gefahr angesehen werden. Ansonsten gilt die altbewährte Grundregel: Nicht beißen lassen! Und damit diese Regel eingehalten werden kann sollten Fledermäuse, wenn es denn notwendig ist, nur mit dicken, bissfesten Handschuhen, angefasst werden.

Die Naturschützerin weiß genau, wem man auch ohne Handschuhe zu Nahe treten darf. Der Laie sollte hier vorsichtiger sein. Auch sollte es einen guten Grund geben, ein Wildtier anzufassen.
Foto: Silvia Passow

Fast vergessen wird hier die mystische Aura der Fledermäuse. Ihre grazilen Flugmanöver, ihre Fähigkeit, den Schall für sich zu nutzen. Sie kommunizieren mittels Ultraschallrufen auf Frequenzen, die wir Menschen nur teilweise wahrnehmen können. Und wenn sie im Chill-Out-Bereich ihrer Höhlen oder Dachböden abhängen, sind sie der Inbegriff für lässige Gemütlichkeit. 

Fledermäuse stehen unter Schutz, gleich eine ganze Reihe von Schutzabkommen und Richtlinien regelt ihren Schutzstatus. Ganz grundsätzlich ist es verboten die Tiere zu töten, zu stören oder ihre Quartiere zu beschädigen.    

Die Fruchtfledermaus hängt gemütlich ab. Sie gehört zur Unterfamilie der Blattnasen, allein diese Gruppe umfasst 65 Arten in 18 Gattungen.
Foto: Pixabay

Noch Fragen? Der NABU hat ein Fledermaustelefon geschaltet. Unter: 030 284984-5000 können Fragen rund um die Fledermaus beantwortet werden.

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