Pressemitteilung der
Tierschutzorganisation PETA vom 14.Mai 2020
Verantwortliche sind verpflichtet, Wildtiere mit
Vorsichtsmaßnahmen vor Tod und Verletzungen zu bewahren
Brandenburg / Stuttgart, 14. Mai 2020
– Tödliche Falle im hohen Gras:
Die bevorstehende Mähsaison bringt zahlreiche Tierkinder in Lebensgefahr. Vor
allem von ihren Müttern in Wiesen abgelegte Rehkitze und junge Feldhasen fallen
immer wieder den scharfen Klingen der Mähdrescher zum Opfer, weil die Tiere bei
Gefahr regungslos verharren und nicht flüchten. Landwirte sind dazu
verpflichtet, Vorsichtsmaßnahmen zum Schutz der Tiere zu treffen. Die
Tierrechtsorganisation PETA appelliert nun an die Verantwortlichen in
Brandenburg, ihrer Pflicht nachzukommen und geeignete Vertreibungsmethoden oder
Geräte zum Aufspüren versteckter Wildtiere einzusetzen.
„Tierkinder, die nicht schnell genug fliehen können, werden
aufgeschlitzt, verstümmelt oder regelrecht zerhackt. Gegen die scharfen Klingen
eines Mähdreschers haben sie keine Chance“, so Nadja Michler, Fachreferentin
für Wildtiere bei PETA. „Jeder Landwirt sollte routinemäßig vor und während dem
Mähen von Wiesen ausreichende Maßnahmen zum Schutz der Wildtiere in den
Arbeitsprozess integrieren.“
Um Tiere in der Brut- und
Aufzuchtphase vor Verletzungen oder dem Tod zu bewahren, ist generell ein
später Termin für das Mähen – ab Mitte Juli – anzustreben. Sollte dies nicht
umsetzbar sein, eignen sich im Vorfeld der Mahd eingesetzte Vergrämungsmethoden
wie flatternde Bänder, Duftzäune oder akustische Signale. Diese schrecken die Elterntiere
auf, sodass sie ein neues Versteck für sich und ihren Nachwuchs suchen.
Mithilfe von sogenannten Wildrettern in Form von modernen Infrarotgeräten
lassen sich Tierkinder schon vor dem Mähen lokalisieren. Landwirte können
erwachsene Wildtiere auch während der Mahd schützen, indem sie Wiesen von innen
nach außen bearbeiten und Schutzblenden an den Fahrzeugen verwenden. Nicht
gemähte Randstreifen bieten Tieren Zuflucht und Lebensraum. Auch die
Schnitthöhe kann Leben retten: Je höher der Schnitt, desto geringer sind die
Verluste von Bodenbrütern und nicht fliehenden Tierkindern.
Nach dem Tierschutzgesetz ist es
verboten, ein Wirbeltier ohne vernünftigen Grund zu töten oder ihm länger
anhaltende erhebliche Schmerzen oder Leiden zuzufügen. Ebenso gilt laut
Naturschutzgesetz, dass wildlebende Tiere nicht mutwillig beunruhigt oder ohne
vernünftigen Grund verletzt oder getötet werden dürfen. Landwirte sind dazu
verpflichtet, den zuständigen Jäger über eine bevorstehende Mahd zu
informieren, damit auch dieser entsprechende Vorkehrungen treffen kann. Dennoch
werden in Deutschland jährlich schätzungsweise rund 100.000 Rehe durch
Mähmaschinen schwer verletzt oder getötet.
PETA hat in der Vergangenheit
wiederholt Strafanzeigen gegen Landwirte erstattet, die keine entsprechenden
Schutzmaßnahmen getroffen und damit den leidvollen Tod von Wildtieren billigend
in Kauf genommen haben – laut mehrerer daraufhin ergangener rechtskräftiger
Urteile ein strafbares Versäumnis.
Rehe und Feldhasen bringen ihre
Jungen inmitten hochgewachsener Wiesen in scheinbar sichere Verstecke, wohin
sie in regelmäßigen Abständen zum Säugen zurückkehren. Auf diese Weise schützen
sie ihre Kinder vor Fressfeinden, die durch die Anwesenheit der Alttiere
angelockt werden könnten. Bei nahender Gefahr reagieren die Tierbabys mit dem
sogenannten Drückinstinkt und verharren regungslos am Boden ihres Versteckes –
eine bewährte Methode gegenüber Fressfeinden.
PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein: eine Weltanschauung, die den Menschen als allen anderen Lebewesen überlegen einstuft.