Auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz in der Döberitzer Heide kann man wilden und weniger wilden Tiere begegnen
Heute geht es in die Sielmann Naturlandschaft Döberitzer Heide. Wandern kann man hier auf vielen Wegen, auch Radfahren und Reiten sind möglich. Aber Achtung, für schmale Reifen, das gilt auch ganz besonders für Kinderwagen, braucht es die Geländeausstattung oder echte Muckis, denn viele der Wege bestehen aus reinem, feinem Sand. Bei Sonnenschein unbedingt an Sonnenschutz denken. Bei Wind kann es Sinn haben den Rundgang anhand der Windrichtung auszulegen. Der Sand kann sich zu regelrechten kleinen Sandstürmen aufbauen, Gegenwind trübt dann die Freude.
Im Naturschutzgebiet gibt es keine Möglichkeit Speisen oder Getränke zu kaufen. Es gibt sehr schöne Picknickplätze, sie liegen idyllisch und die Brotzeit schmeckt hier mit Sicherheit. Bitte auch hier die Corona-Regeln beachten und alles was mitgebracht wurde, auch wieder mitnehmen.
Eintritt ist nicht zu entrichten, Parkplätze gibt es an den meisten Zugängen reichlich und kostenlos. Also auf und viel Spaß bei der Wanderung durch die Döberitzer Heide.
Er liegt in der Luft, dieser Mai, der Wonnemonat, der der alles neu macht. Und schön und grün und duftend. In der Döberitzer Heide auf einem ehemaligen Truppenübungsplatz blüht strahlend der Ginster. Die Luft ist klar und ist die Bundesstraße 5 erst einmal zurückgelassen, wird es still und friedlich in der Heide. Und, mit etwas Glück, auch ganz schön wild.
Auf dem 3600 Hektar großen Gebiet im Havelland hat die Sielmann-Stiftung eine Naturlandschaft entstehen lassen. 980 geschützte Tierartenleben auf dem Gebiet, dass etwa die 17fache Größe des Berliner Tiergartens hat. In der sogenannten Kernzone, die für den Besucher nicht zugänglich ist, haben rund neunzig Wisente und 24 Przewalski-Pferde eine Heimat. Beide Tierarten galten außerhalb von Zoos bereits als ausgestorben. Auch außerhalb der wilden, den Tieren vorbehaltenen Zone, gibt es viel zu entdecken. Da kreist der Mäusebussard über den Baumwipfeln, ein großer Fuchs, so heißt eine der hier heimischen Schmetterlingsarten, sitzt am Wegesrand und sein rotfelliger Namensvetter kreuzt bald darauf zielstrebig den Weg. Rehe verschwinden wie Schatten im Unterholz und kleine Echsen rascheln im trockenen Gras. Eine Wanderung durch die Döberitzer Heide ist ein besonderes Erlebnis, für das man sich durchaus einen ganzen Tag einplanen sollte.
Durch das trockene Brandenburg
55 Kilometer Wanderwege führen durch das Gelände, eine abwechslungsreiche Landschaft. Sanfte Hügel, Wiesen, Wald, die Heide, mal saftig grün, mal trocken und karg. Die Döberitzer Heide ist Naturschutzgebiet. Es empfiehlt sich gleich doppelt auf den Wegen zu bleiben, der Natur zuliebe und weil hier und da noch Munition im Boden liegt. Besagte Wege sind sehr trocken, oft breitet sich vor dem Wanderer eine breite Spur Zuckersand aus. Feinster Sand, wie am Strand, Handtuch raus und wer sich nahe der Bundesstraße hier in den Sand legt, könnte aus dem Motorensummen, unter Zugabe einer Portion Fantasie, Wellenrauschen werden lassen. Wer kein Handtuch dabei hat, den zieht es weiter. Aber Achtung, größere Wanderungen sollten vorbereitet sein. Kein Lokal weit und breit, dafür schöne Picknick-Plätze. Wer jetzt ein Tischdeckchen, kühlen Tee und was es sonst noch zur Stärkung braucht dabeihat, bekommt zur Brotzeit einen herrlichen Ausblick geboten.
Einmal um die Kernzone herum
Die Wanderwege sind alle schön und empfehlenswert. Der sicherlich schönste aber auch recht anstrengende Weg, ist der 22 Kilometer lange Rundweg. Einmal um die Kernzone herum, wird der Wanderer nicht nur mit schönen Ausblicken versorgt. Die Chance, am Rand der Kernzone auf Wisent oder Przewalski-Pferd zu treffen, ist so am Höchsten. Karten stehen an jedem Eingang, die Wege sind gut ausgeschildert.
Wir starten vom Eingang Dallgow-Döberitz und folgen dem Weg. Schon bald umspielt uns ein Trauermantel. Er zählt zu den größten der heimischen Schmetterlinge und ist mit seinen dunklen Flügeln, umgeben von einem hellen Rand, gut erkennbar. Obacht an Waldrändern die an der Heidelandschaft angrenzen. Hier stehen die Chancen gut, diesen sehr schönen Schmetterling zu begegnen. Schmetterlinge in vielen Farben sind die typischen Wegbeleiter in der Döberitzer Heide.
Das Mähen und Blöken hört man bereits von weitem. Die ersten Schafe und Ziegen brachte Schäfer Johann Nesges aus Liedekahle bereits Anfang April in die Heide. Gegen Ende des Monats brachte der Schäfer Verstärkung für diese Vorhut. 900 Schafe und 150 Ziegen, darunter viele Jungtiere, übernehmen in der Heide den Job der Landschaftspflege. So ein Schaf ist die perfekte biologische Mäh-Maschine. Es frisst das Gras ab, verteilt mit den Hufen die Samen und Pollen, lockert den Boden und was hinten aus dem Schaf plumpst, ist Dünger. In der Heide sind Schwarzköpfige Fleischschafe, Heidschnucken und Bentheimer Landschaft am Werk. Dazu schwarze, weiße und braune Edelziegen. Pro Saison halten die Schafe und Ziegen so etwa 300 Hektar Grasland kurz. In der Döberitzer Heide, mit ihren halboffenen Landschaften, leben Tiere, die man in den heutigen Agrarlandschaften kaum noch vorfindet. Wiedehopf und Wendehals, Steinschmätzer und Heidelerche sind hier zu Hause.
Gedenken an ein ehemaliges Dorf
Das Dorf Ferbitz geht wahrscheinlich auf eine frühgeschichtliche Siedlung zurück. Ende des 16. Jahrhundert findet es Erwähnung. 1936/37 wurden die Dorfbesitzer enteignet, das Dorf eingeebnet und Teil des Truppenübungsplatzes. Heute erinnert eine Gedenktafel an einem sehr schönen Picknickplatz an das einstige Dorf.
So riesig, so kräftig, so friedlich
Da steht der Wisent, direkt am Zaun, Europas größtes Landsäugetier könnte beinahe übersehen werden. Das Tier wirkt jung und ist mit dem Abzupfen der Äste viel zu sehr beschäftigt, als dass es groß von uns Notiz nehmen würde. Weiter hinten im Wald steht die Verwandtschaft. Acht wedelnde Schwänze zählen wir. Die hier ausgewilderten Wisente sind ebenfalls Landschaftspfleger und sie vermehren sich, so die Sielmann-Stiftung, prächtig.
Gar nicht so weit von hier steht der Aussichtsturm. Der gewährt einen grandiosen Blick bis weit nach Berlin und über die Nauener Platte mit ihren vielen Windrädern.
Die Füße werden langsam schwer, täuschen bereits die Sinne? Nein, tatsächlich, bereits auf der Zielgeraden bekommen wir noch eine Gruppe Przewalski-Pferde zu Gesicht. Sie stehen im Licht der tiefstehenden Sonne und grasen.
Nicht weit entfernt steht der Obelisk, bald ist es geschafft, die 22 Kilometer liegen dann hinter uns. Das Laufen durch den lockeren Sand ermüdet, doch der Anblick entschädigt. Die Sonne lässt die Blüten des Ginsters wie Tropfen aus Gold aufblitzen. Schöner kann ein ehemaliger Truppenübungsplatz nicht glänzen.