Eine Wohngemeinschaft in luftiger Höhe

Pilotprojekt gegen den Wohnraummangel der Dohlen gestartet

Von Silvia Passow

Nauen/Börnicke.  Da stand diese Luxusunterkunft, geräumig, kuschlig, zentrumsnah, eine Weile leer und schwupp, hatten sich neue Bewohner eingenistet. In dem Nistkasten für Schleiereulen, in der Dorfkirche in Börnicke, hatten sich Dohlen eingerichtet. In der Kirche gibt es neben den Nistkasten für die Schleiereule auch vier Nistkästen für Dohlen. Offenbar reicht das nicht mehr aus, benötigen die Dohlen mehr Nistplätze. Ein größeres Angebot könnte dazu führen, dass die kleinen Dohlen den großen Nistkasten wieder den Schleiereulen überlassen, so der Gedanke von Konrad Bauer, Naturschützer beim NABU und Experte für die Turmvögel im Osthavelland. Nur woher nehmen? Die Dohle lebt nicht gern allein, sie liebt Gesellschaft. Und nicht jeder Platz ist gleichermaßen gut geeignet. Neben einer freundlichen Nachbarschaft lieben Dohlen ein Zimmer mit Ausblick, schön hoch gelegen sollte es sein.

Drei-Wetter-Fest, die Nistkästen für die Dohlen in Börnicke
Foto: Silvia Passow

Auch Störche lieben die weite Aussicht. Auch sie nisten gern weit oben, auf Türmen oder Schornsteinen und manche ihrer riesigen Nester, Horst genannt, stehen auf hohen Masten. So auch in Börnicke, unweit der Kirche. Bauers Idee, unter das Storchennest vier Nistkästen für Dohlen anbringen. „Ein Pilotprojekt“, sagt er. Sollten die Dohlen die Nistkästen annehmen, könnte das Projekt dabei helfen, die gefährdete Vogelart in Brandenburg wieder anzusiedeln. Immerhin hatte es in der benachbarten Kirche im letzten Jahr neun Jungdohlen gegeben.

Und der Storch? „Den stört das nicht“, sagt Claudia Jörg, Storchenbetreuerin beim NABU. Sie weist mit der Hand hinauf. Oben toben Spatzen auf dem riesigen Horst. Das ist normal, Spatzen nisten dort und manchmal gehen auch Stare mit in den Horst, sagt Jörg. 2006 wurde der Horst erreichtet, sagt Jörg. Der Horst wurde von den Störchen angenommen, sieben Jahre lang wurden hier erfolgreich Jungstörche aufgezogen. 2019 blieb das Storchenpaar ohne Nachwuchs, berichtet Jörg.  

Hoch hinaus geht es für die Dohlennistkästen
Foto: Silvia Passow

Unterstützung kommt von der Feuerwehr

Um die vier Nistkästen für die Dohle in luftiger an den Mast zu befestigen, bekam Bauer viel Unterstützung. Die Nistkästen, wieder in der Tischlerei von Sinalkol in Nauen gefertigt, mussten diesmal wetterfest sein. Die Metallhalterungen fertigten ein Schlosser und ein Schweißer im Ruhestand an. Zu guter Letzt kam die freiwillige Feuerwehr zum Einsatz. Man stellte nicht nur die besonders lange Leiter zur Verfügung, die Kameraden kletterten auch hinauf und brachten erst die Halterungen und dann die Nistkästen an. Es dauerte keine Stunde und die Nistkästen hingen an ihrem Platz. Die Spatzen schauten schon mal neugierig vorbei und von Weitem identifizierte Jörg den Ruf einer Dohle. Letztere müssen jetzt nur noch einziehen. Ob die Kästen angenommen werden und wie viele Jungtiere von hier ihren Weg ins Leben starten, werden Bauer und sein Team regelmäßig in Augenschein nehmen.

Dohlen wohnen gern in netter Nachbarschaft.
Foto: Silvia Passow


Etagenwohnungen sind auch für Wildvögel im Kommen
Foto: Silvia Passow

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