EU-Versuchstierzahlen: Eine Million Tiere leiden unter höchstem Schmerzensgrad / Deutschland auf unrühmlichem zweiten Platz

Pressemeldung des Deutschen Tierschutzbundes vom 7.Februar 2020

Über eine Million Versuchstiere müssen in der EU den höchsten Grad an Schmerzen, Leiden und Schäden erleiden. Dies zeigen die Zahlen, die die EU-Kommission gestern zu Tierversuchen in den Mitgliedstaaten für die Jahre 2015 bis 2017 veröffentlicht hat. Demnach waren 2017 insgesamt 22,2 Millionen Tiere betroffen. Davon wurden 9,6 Millionen Tiere tatsächlich in Tierversuchen „verbraucht“ – mehr als jedes fünfte davon in deutschen Laboren. Noch mehr Tiere wurden gezüchtet und noch vor jeglicher Verwendung in einem Versuch getötet. Bei diesen 12,6 Millionen Tieren handelt es sich größtenteils um solche, die für den Erhalt gentechnisch veränderter Tierstämme gezüchtet wurden, oder die aus Forschersicht nicht das gewünschte Alter oder Geschlecht hatten.

„Laut den Vorgaben der EU sollen Tierversuche auf lange Sicht komplett ersetzt werden. Davon sind die Mitgliedstaaten meilenweit entfernt – und Deutschland ganz besonders“, kritisiert Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes. „Statt voranzugehen und tierversuchsfreie Forschung endlich verstärkt zu fördern, belegen wir dank der Untätigkeit der Regierung nach dem Vereinigten Königreich einen schrecklichen zweiten Platz im europäischen Vergleich. Verwunderlich ist der leider gar nicht: Wegen der mangelhaften Umsetzung der EU-Vorgaben läuft aktuell sogar ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Deutschland.“

Insbesondere die Entwicklung des Schweregrads der Versuche besorgt: Über eine Million Tiere mussten 2017 den höchsten Grad an Schmerzen, Leiden, Schäden und Ängsten im Namen der Forschung erleiden. 2015 waren es noch 819.007 Tiere. Erschreckend ist dies auch vor dem Hintergrund, dass mit 45 Prozent die meisten aller Tiere in Versuchen verwendet wurden, die der reinen Grundlagenforschung dienten – also ohne konkreten oder absehbaren Nutzen für den Menschen. Am häufigsten verwendet wurden Mäuse mit 61 Prozent sowie Fische und Ratten mit je 13 und 12 Prozent. Es kamen 2017 aber auch über 350.000 Kaninchen, 13.688 Hunde, und 1.879 Katzen zum Einsatz. Die Anzahl der verwendeten Primaten stieg zwischen 2015 und 2017 um 15 Prozent auf 8.235. Bei 2,6 Millionen Tieren wurde deren Erbinformation gentechnisch manipuliert, um sie künstlich krank oder dem Menschen ähnlicher zu machen.

Deutschland verletzt seit Jahren EU-Recht

Mit den Zahlen legt die Kommission zum ersten Mal seit Inkrafttreten der EU-Tierversuchsrichtlinie in 2010 einen statistischen Bericht zum Thema vor. Die Inhalte blieben damals bereits weit hinter den Erwartungen von Tierschützern zurück – auch, weil Deutschland in den Verhandlungen dringend nötige Regelungen kippte oder die Zustimmung verweigerte. Bei der Umsetzung der Vorgaben in deutsches Recht nahm die Bundesregierung sogar Verschlechterungen zu Lasten der Tiere vor: Mit dem überarbeiteten Tierschutzgesetz und der Tierversuchsordnung von 2013 missachtet Deutschland die EU-Tierversuchsrichtlinie seit nunmehr sieben Jahren.

EU-Weit wurden 2017 mehr als 350 000 Kaninchen im Tierversuch „verbraucht“
Foto: Quelle/Copyright: Deutscher Tierschutzbund e.V.

Mehr Vogelzähler und Haussperlinge

An der Vogelzählaktion „Stunde der Wintervögel“ beteiligten sich mehr Brandenburger als je zuvor.

Von Silvia Passow

An der Vogelzählaktion des NABU „Stunde der Wintervögel“ nahmen in diesem Jahr mehr als 6500 Brandenburger Vogelfreunde teil. Sie zählten vom 10-12.Januar über 184 000 Vögel. Damit haben mehr Brandenburger als jemals zuvor an der Aktion teilgenommen. Bundesweit hatten sich mehr als 143 000 Menschen an der Aktion beteiligt, das sind 5000 Menschen mehr als im Vorjahr. Aus insgesamt 97 000 Gärten gingen die Meldungen ein, dabei wurden 3,6 Millionen Vögel aus ganz Deutschland gemeldet.

Wieder auf Platz 1, der Haussperling
Foto: Pixabay

Platz 1 geht wieder an den Hausperling

Der Haussperling wurde bundesweit am häufigsten gezählt und das war auch in Brandenburg nicht anders. Es folgt auf Platz 2 die Kohlmeise, auf Platz 3 der Feldsperling. Die Amsel schaffte es auf Platz 6, mit 29 Prozent weniger Sichtungen als 2019. Die Amsel-Bestände hatten 2018 durch den Ausbruch des Usutu-Virus gelitten. 2019 waren weniger Tiere erkrankt. Mit Infektionen zu kämpfen haben auch die Grünfinken (Platz 7). Hier wird eine Trichomoniasis-Infektion als Ursache für Rückgänge in der Population gesehen. Der Parasit lauert besonders an sommerlichen Vogelfutterstellen.

Die Amseln litten besonders 2018 unter dem Usutu Virus, ein Verwandter des West-Nil-Virus
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Etwas geringer als vermutet, fiel die vom NABU erwartete Invasion der Eichelhäher aus. Immerhin waren es 47 Prozent mehr Sichtungen als im Vorjahr und damit ein gepflegter 10. Platz für den Singvogel aus der Familie der Rabenvögel.

Auch der Grünfink leidet unter Parasiten. Als wahrscheinliche Infektionsquelle gelten Vogelfutterstellen
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Mit 37,7 Vögeln pro Garten im bundesweiten Schnitt, wurden etwas mehr Vögel gesehen als 2019, da waren es 37 Vögel. Im langfristigen Mittel wurden 40 Vögel pro Garten ermittelt. Die Vogelexperten des NABU haben seit Beginn der Zählung im Jahr 2011 einen abnehmenden Trend festgestellt. „Das muss nicht unbedingt beunruhigend sein. Die Daten aus inzwischen einem Jahrzehnt Stunde der Wintervögel zeigen, dass die Zahl der Vögel in den Gärten umso geringer ist, je milder und schneeärmer der Winter ist“, sagt NABU Bundesgeschäftsführer Leif Miller. „Weniger im Garten beobachtete Vögel sind wahrscheinlich eine Folge der langen Reihe milder Winter in den letzten Jahren.“ Erst wenn es kalt wird und Schnee liegt, suchen viele Waldvögel Zuflucht in den Gärten der etwas wärmeren Siedlungen, in denen sie zudem Futterstellen vorfinden. Dazu passt, dass der ewige Spitzenreiter Haussperling, der sein ganzes Leben in den Dörfern und Städten verbringt, nur in den beiden kältesten Wintern des Jahrzehnts, 2011 und 2013 durch die vor allem in Wäldern lebende Kohlmeise vom Spitzenplatz verdrängt wurde.

Im Mai lockt dann wieder die Zählaktion „Stunde der Gartenvögel“ zählende Vogelfreunde in die Gärten.