Lavendelduft und Samtschnauze

In Nauen lässt sich auf dem Lavendelhof französisches Lebensgefühl genießen

Foto: Silvia Passow

Reportage von Silvia Passow                       Nauen

Noch während Elke Zakel das Gatter schließt lockt sie mit leisen Ruflauten. Was wahrscheinlich gar nicht nötig wäre, die Ziegen wissen auch so Bescheid. Die meisten von ihnen haben es eilig, kommen der Frau entgegengelaufen, umringen sie und manch eine ist besonders vorwitzig und stupst sie vorsichtig mit der Schnauze an. Zakel hat in Stücke geschnittene Möhren dabei und die schmecken offenbar ausgezeichnet. Das wissen die Ziegen genau, so wie sie wissen, wann nichts mehr drin ist im Beutel. Sie verzichten auf jede Form der Verabschiedung und trollen sich. Zakel blickt ihnen lächelnd nach, faltet den Beutel zusammen, lässt ihn in der Tasche ihrer Strickjacke verschwinden. „Wenn der Tag mit den Tieren beginnt, ist das einfach wunderbar“, sagt sie.

Ziegen, Schafe und viel Lebensfreude auf dem Lavendelhof
Foto: Silvia Passow

Vom High-Tech Labor ins Beet

Zakel sagt, sie genieße die Zeit mit den Tieren, die Entschleunigung, die beruhigende Wirkung, die von ihnen ausgeht. Ein Gefühl, dass die erfolgreiche Geschäftsfrau gern teilt. In ihrem ersten Berufsleben war Zakel Chefin eines international aufgestellten Elektronik-High-Tech-Unternehmens. Jetzt ist sie Chefin eines Hotelbetriebes, dem Lavendelhof in Nauen, zu dem auch der Eselhof, gleich gegenüber, gehört. HavelLife, nennt sich ihre Oase, die unweit des Bahnhofes Nauen liegt. Mittendrin und doch ruhig. Mit HavelLife hat Zakel ein Stück Natur ins Gewerbegebiet geholt. Wenn im Sommer die Bienen summen, der Duft der Kräuter die Nase verwöhnt und ein fröhliches IA ertönt, vergießt der Besucher schnell den Alltag. Und so soll es ja auch sein, auf dem Flecken französischer Lebensart in Nauen.

Miniesel, nur weil sie klein sind, können sie nicht weniger laut IA rufen
Foto: Silvia Passow

Ein Refugium für Igel, Falter und Stressgeplagte

Elke Zakel liebt die Natur und Tiere und von allen Tieren haben es ganz besonders die Esel in ihr Herz geschafft. Esel mochte Zakel bereits als Kind und als sie vor Jahren einen Esel bekam, ging ein Kindheitswunsch in Erfüllung. Allerdings hatte Zakel schnell den Eindruck, das Tier langweile sich allein. Es kam ein weiterer Esel dazu, später Ponys, die Ziegen. Die Katzen fanden selbst den Weg auf den Eselhof. So wie auch die Igel, die Eidechsen, die sich im Sommer gern auf den Steinhaufen sonnen, die Schmetterlinge und die vielen Hummeln und Bienen, angezogen durch die Blütenpracht, die Düfte und die Tatsache, dass im Garten des Hofes die Dinge noch einfach sein dürfen. Hier wird nicht mit Chemie gespritzt oder gedüngt. Stattdessen kommen Jauchen und natürliche, selbst hergestellte Aufgüsse, zum Einsatz.

Wo sich die Katze putzt, da lass dich ruhig nieder….
Foto: Silvia Passow

Als junge Frau habe sie mit der Gartenarbeit nicht viel am Hut gehabt, sagt Zakel. Das hat sich inzwischen ordentlich verändert. Wobei Arbeit vielleicht nicht der richtige Begriff ist, zumindest nicht immer. Denn Zakel findet in ihrem Garten, was sie sucht und mit ihr viele andere Business-Menschen, Ruhe, Entschleunigung, zurück zur Natur, in der sich nicht hetzen lässt, was Zeit braucht von der Aussaat bis zur Blüte und zur Ernte. Nicht länger auf der Beschleunigungsspur, den Pflanzen beim Gedeihen zusehen, der Natur geben und lassen was sie braucht. Sich selbst überlassene Ecken mit Brennnesseln und Geäst, Komposthaufen auf denen die Erde reifen kann. Keine Zusätze in der Erde, wie Torf. Für ihre Anstrengungen um die Natur erhielt sie die Auszeichnung der Lenné Akademie „Natur im Garten“. Um sich dieses Zertifikat zu verdienen, müssen Kriterien um den Naturnahen Garten erfüllt werden. Teil des Gartens sind auch die Koppeln, auf denen die Esel leben. Die schönen und stattlichen Poitou-Großesel, sie gehören einer sehr selten gewordenen Rasse aus Frankreich an und die putzigen Miniesel, die sofort Kinderherzen höherschlagen lassen.

Elke Zakel füttert einen ihrer kuscheligen Miniesel
Foto: Silvia Passow

Zum Verweilen lädt eine großzügige überdachte Terrasse ein. Im Hochsommer kann man hier dem Summen der Bienchen lauschen und manchmal auch Spezialitäten aus dem Hofladen kosten. Hier gibt es alles rund um den Lavendel. Lavendel gehört in die berühmte Gewürzmischung. „Kräuter der Provence“, er ist ganz klassisch in Duftsäckchen verarbeitet oder, sehr empfehlenswert, als Lavendelessig. Es gibt Marmeladen und Aufstriche aus Früchten der Region.

Paradies für Leckermäulchen, der Hofladen
Foto. Silvia Passow

Kennenlernen kann man den Eselhof und Lavendelhof bei den „Offenen Gärten“, hier ist Elke Zakel jedes Jahr dabei. Wenn im Sommer Lavendel und Rosen blühen ist ein Besuch ein Schmaus für Augen und Nase. Im Frühjahr, wenn das Vergissmeinnicht blaue Teppiche in die Beeten zaubert, und die Esel die wärmenden Sonnenstrahlen besonders freudig begrüßen ist ein Besuch nicht minder schön.

Hinsetzen und genießen, auf dem Lavendelhof
Foto: Silvia Passow

Platte mal anders

Wer länger bleiben möchte, findet im Hotel Lavendelhof gegenüber eine ländlich-romantische Unterkunft. Mit dem Ausbau des Plattenbaus wird deutlich, was alles in der Platte stecken kann. Zakel hat hier auf liebevolle Details gesetzt, hat zum Beispiel die Fensterrahmen vom Container und damit vor der Entsorgung gerettet. Nun kann man ihnen drinnen als Dekor wiederbegegnen. Sie schmücken, stilvoll überarbeitet, Diele und Treppenhaus.    

Liebevoll in Szene gesetzt, der alte Fensterrahmen aus der Platte
Foto: Silvia Passow

Von Nauen aus das schöne Havelland erkunden

Der Lavendelhof in Nauen liegt unweit des Havelland-Radweges. Der idyllische Radweg führt von hieraus zum Dorf mit Schloss Ribbeck. Oder man startet eine Tour ins weniger bekannte Groß-Behnitz. Hier lässt es sich herrlich um den See spazieren und hinterher kann das Mausoleum derer von Borsig, samt der sehenswerten Dorfkirche, bestaunt werden. Hier sollte Zeit für einen Besuch im liebevoll restaurierten ehemaligen Borsig-Anwesen, dem Landgut Stober, heute Hotel und Restaurant, eingeplant werden.

Foto. Silvia Passow

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