Deutscher Tierschutzbund meldet sich noch einmal zum Brand in Krefeld

Pressemitteilung des deutschen Tierschutzbundes vom 2. Januar 2020

Anknüpfend an die Forderung nach Tierschutzzonen in der Silvesternacht rund um Gebäude mit Tierhaltung, wie Tierheime, Zoos und landwirtschaftliche Ställe kommentiert Thomas Schröder, Präsident Deutscher Tierschutzbund, die aktuelle Entwicklung zur Tragödie im Krefelder Zoo:

„Das ist eine unfassbare Tragödie, für die Tiere, aber auch für alle Tierfreunde. Die Personen, die das Feuer verursacht haben, müssen dafür auch ohne wenn und aber zur Rechenschaft gezogen werden.

Es bleiben aber Grundsatzfragen als Lehre aus der Tragödie, die davon unabhängig ausführlich betrachtet werden müssen. Nach Aussagen in der Pressekonferenz waren in dem Affenhaus keine Brandmelder installiert, weil die nach Baurecht für solche Altbauten nicht vorgeschrieben seien und Rauchmelder durch die hohe Staubbildung ständige Fehlalarme auslösen würden. Nach dieser Katastrophe muss das kritisch hinterfragt werden, denn die meisten Zooanlagen sind Altbauten. Es gilt nun, das Baurecht eilig zu verschärfen und bestehende Tiergehege zu überprüfen und nachzurüsten. Neubauten dürfen nur genehmigt werden, wenn Brandschutz gewährleistet wird.

Der Zoodirektor und auch der Oberbürgermeister haben sich spontan dazu bekannt, das Haus neu bauen und erneut Menschenaffen halten zu wollen. Bei allem Verständnis der ersten Emotion: Menschenaffen gehören in keine Zoogefangenschaft und daher raten wir, dass die Verantwortlichen nochmals intensiv beraten, ob der Krefelder Zoo den Weg – wieder – gehen will. Wir raten davon ab.“

NABU-Vogelzählung: Welche Vögel sind noch da?

Pressemitteilung NABU vom 2. Januar 2020


NABU Brandenburg ruft zur Stunde der Wintervögel vom 10. bis 12. Januar auf


Wer flattert denn da durch den winterlichen Garten? Das sollten Vogelfreundinnen und -freunde vom 10. bis zum 12. Januar besonders aufmerksam beobachten, denn der NABU ruft bereits zum zehnten Mal zur bundesweiten „Stunde der Wintervögel“ auf. Besonders spannend wird es diesmal, da nach dem zweiten Rekordsommer in Folge die Zählung Aufschluss darüber geben könnte, wie sich anhaltende Dürre und Hitze auf die heimische Vogelwelt auswirken. Dabei gilt: Je mehr Menschen mitmachen, desto aussagekräftiger werden die Ergebnisse.

„An Deutschlands größter wissenschaftlicher Mitmachaktion kann sich jeder beteiligen und eine Stunde lang die Vögel am Futterhäuschen, im Garten, auf dem Balkon oder im Park zählen und anschließend dem NABU melden“, erklärt Christiane Schröder, Biologin und Geschäftsführerin des NABU Brandenburg. „Von einem ruhigen Beobachtungsplatz aus wird von jeder Art die höchste Anzahl notiert, die im Laufe einer Stunde gleichzeitig zu beobachten ist.“ Die Beobachtungen können unter www.stundederwintervoegel.de bis zum 20. Januar gemeldet werden. Zudem ist für telefonische Meldungen am 11. und 12. Januar jeweils von 10 bis 18 Uhr die kostenlose Rufnummer 0800-1157-115 geschaltet.

Bei der letzten Vogelzählung im Januar 2019 beteiligten sich bundesweit über 138.000, davon aus Brandenburg mehr als 6.100 Personen. Der Haussperling ergatterte damals den Spitzenplatz als häufigster Wintervogel in Brandenburgs Gärten, Kohlmeise und Feldsperling folgten auf Platz zwei und drei.

Vogelkundlicher Workshop für Einsteiger am 11. und 12. Januar
In einem kostenfreien Workshop am Aktionswochenende lernen Teilnehmer*innen, Wintervögel in Siedlungsbereichen richtig zu bestimmen. Interessierten Laien, auch ohne jegliche Vorkenntnisse, soll so der Einstieg in die ornithologische Artenkenntnis erleichtert werden. Am ersten Tag werden gemeinsam schrittweise die Erkennungsmerkmale der wichtigsten Vogelarten des Siedlungsbereiches mit ihren Nahrungs- und Lebensraumansprüchen erarbeitet. Am zweiten Tag geht es auf eine Exkursion, um das erworbene Wissen zu erproben und zu festigen.
Wann: 11. Januar 2020 von 13 bis 18 Uhr und 12. Januar 2020 von 8 bis 13 Uhr
Wo: 11. Januar 2020.: Sozialpark Märkisch Oderland e.V., Am Annatal 57, 15344 Strausberg / 12. Januar 2020: Treff: S-Bahnhof Hegermühle

Bitte anmelden unter:  0331 – 20 155 70 oder https://brandenburg.nabu.de/tiere-und-pflanzen/voegel/vogelkunde/27388.html

„Schulstunde der Wintervögel“ mit der NAJU
Für die „Schulstunde der Wintervögel“ vom 6. bis 10. Januar bietet die Naturschutzjugend (NAJU) auf www.NAJU.de/SdW Zählkarten, ein Poster und ein Wintervogel-Quiz für Kindergruppen und Schulklassen an. Bei fünf Aktionen können diese Vögel und ihre Anpassungsstrategien an die kalte Jahreszeit kennenlernen. Die Zählergebnisse der Kinder fließen ebenfalls in die NABU-Auswertung ein.

Infos zur Aktion: www.stundederwintervoegel.de

Flammeninferno im Krefelder Affenhaus

Pressemitteilung des deutscher Tierschutzbundes vom 1. Januar 2020

In der Silvesternacht hat ein Brand das Affenhaus des Krefelder Zoos verwüstet; alle darin lebenden Menschenaffen kamen ums Leben. Die Ursache ist noch unklar, nach Medieninformationen könnten aber Feuerwerkskörper den Brand ausgelöst haben. Dazu kommentiert James Brückner, Leiter des Referats für Natur- und Artenschutz beim Deutschen Tierschutzbund:

„Wir sind geschockt und fühlen mit den Tierpflegerinnen und Tierpflegern im Krefelder Zoo, die letzte Nacht ihre Schützlinge verloren haben. Sollten wirklich Feuerwerkskörper den Brand verursacht haben, wäre dies ein schrecklicher Beleg dafür, welche dramatischen Folgen unkontrollierte Böllerei haben kann. Zumindest rund um Bereiche, in denen viele Tiere leben – und dazu zählen natürlich auch Zoos – braucht es dringend Schutzzonen, in denen private Silvesterfeuerwerke untersagt sind. Selbst todbringende Brände können sonst nicht ausgeschlossen werden – egal ob es sich um Zoos, Tierheime oder landwirtschaftliche Betriebe handelt. Wir hoffen nun für alle Beteiligten auf eine schnelle Aufklärung der Tragödie in Krefeld.“

„Zuerst kamen die Schafe, jetzt kommen wir“,

Unter dem Motto startet am Samstag, 11. Januar von 9-13 Uhr eine Müllsammelaktion auf den Wiesen Kölner Straße / Mainzer Straße. Im letzten Herbst hatte Schäfer Olaf Kolecki seine Schafe auf die Wiesen gebracht, wo sie eifrig futterten und somit für eine Reduzierung im Wildwuchs sorgten. Die Schafe haben ihren Job der Grünlandpflege mit Heißhunger erledigt, nun soll sich das Grünflächenamt der Wiesenlandschaft annehmen, Sträucher und Bäume stutzen. Was der Fleiß der Schafe ebenfalls ans Licht brachte, ist jede Menge Unrat, der sich auf der Wiese angesammelt hat und durch den Einsatz schwerer Maschinen in den Boden regelrecht eingearbeitet werden könnte. Muss nicht sein, dachte sich ein breites Bündnis an Falkenseer/innen und rief zum gemeinsamen Großreinmachen auf. Material wie Greifzangen, Handschuhe und Müllsäcke werden gestellt. Anders als die Schafe, die ihren Hunger quasi beim Arbeiten stillen, bekommen die fleißigen Helfer nach erledigter Arbeit ihre kulinarische Belohnung. Schäfer Kolecki belohnt alle fleißigen Akteure mit frisch gegrillter Ziegenwurst.

Da stand das Buschwerk und Gras noch hoch, Koleckis Schafe beim Auftrieb
Foto: Silvia Passow

Eine unfassbare Tragödie

In Krefeld brannte in der Sylvester-Nacht das Affenhaus des Zoos nieder

Kommentar von Silvia Passow

Foto: Pixabay

Die erste Meldung des Jahres 2020 ist tieftraurig, macht fassungslos und doch ist da auch dieses kleine Wunder der zwei überlebenden Schimpansen. Die Zwei entkamen einer Flammenhölle wie durch ein Wunder. Vielleicht, wenn die Trauer etwas Raum freigibt, werden wir uns darüber freuen können, dass in dieser Nacht wenigstens eine kleine, rettende Hand sich schützend um diese zwei Wesen legte. Für mehr als dreißig Bewohner des Affenhauses reichte der Schutz dieser Hand nicht aus, sie starben, verbrannten, erstickten, jämmerlich, kläglich, schmerzlich. Vögel, kleinere Säugetiere, Menschenaffen, unter ihnen der Gorilla Massa (48), einer der ältesten Zoo-Gorillas der Welt. Mit ihm verbrannte seine Gefährtin Boma (46). Auch das Orang-Utan Weibchen Lea (24) starb, gemeinsam mit ihrer Tochter Suria (3). Der grausame Tot dieser Affen und der anderen Tiere warf einmal mehr die Frage nach dem Unsinn von Feuerwerkskörpern und Verbotszonen aber auch der Haltung von Menschenaffen in Zoos auf.

Die Anteilnahme war groß, es meldeten sich viele Zeugen. Relativ schnell wurde als Auslöser für das Feuer eine sogenannte Himmelslaterne ausgemacht. Hierbei handelt es sich um Laternen, auf denen man Wünsche niederschreibt und diese mittels Brennpaste oder Kerze, fliegen lässt. Und weil Oma uns schon als Kinder gesagt hat, dass offenes Feuer, wie zum Beispiel Kerzen, nicht unbeobachtet sein sollte, hat auch der Gesetzgeber diese Laternen, beziehungsweise deren Nutzung, 2009 verboten.

Drei erwachsene Frauen, Mutter mit zwei Töchtern, im Alter zwischen 30-60 Jahren sollen die verhängnisvollen flammenden Wünsche losgeschickt haben. Freilich nicht ahnend, was sie damit anrichten würden, so heißt es. Die drei Frauen haben sich übrigens selbst gestellt, wie die Polizei auf der daraufhin einberufenen Pressekonferenz gleich mehrfach betonte. Sie kommen aus dem Raum Krefeld, mehr wollte man, zum Schutz der Frauen, nicht sagen.

Den zwei überlebenden Schimpansen und auch den im Nachbargehege untergebrachten Affen, geht es gut, ist zu hören. Sie würden fressen annehmen. Erstaunlich, die reine Lebenserhaltung wird zum Maßstab fürs Befinden.

Die Himmelslaternen hatten die Frauen im Internet gekauft. Obwohl diese Laternen in Deutschland nicht genutzt werden dürfen, werden sie, ohne jeden Warnhinweis, verkauft. Das trifft übrigens auch auf andere Waren zu. So sind zum Beispiel auch Stromhalsbänder für Hunde in Deutschland verboten. Oder besser, ihr Einsatz. Ihr Besitz nicht, kaufen erlaubt, Nutzung nicht. Und das muss man eben doch erst einmal wissen, dass man so manches ohne jede Hürde und ohne jeden Hinweis kaufen aber eben nicht nutzen darf.

Nun könnte man davon ausgehen, dass, siehe oben, die Sache mit dem unkontrolliert durch die Luft fliegenden Feuer, den wachen Verstand reagieren und laut NEIN rufen lässt. Nun reden wir allerdings von Zeiten, in denen auf Kaffeebecher Warnhinweise vor heißer Flüssigkeit geschrieben stehen. Und wir reden von einer Nacht, in der Jeder, wirklich Jeder, also auch Menschen, die sonst keine Maschinen bedienen oder Autofahren dürfen, weil betrunken oder kognitiv auch sonst nicht dazu im Stande sind, mit explosiven Stoffen spielen dürfen. Gewaltbereite wie Debile, mit zittrigen Fingerchen oder zwei Gehirnzellen im Kopf, alle dürfen mit Sprengstoff werkeln. Sie schießen Raketen in den Himmel oder mit Böllern aufeinander, werfen letztere in Briefkästen oder durch Fensterscheiben, beschießen sich mit Schreckschusspistolen. Dagegen kommt so ein Laternchen freundlich, still und harmlos daher.

Ist die Frage, ob so ein Raketenwerfer oder vorübergehender Besitzer eines Luftabwehrgeschützes auch den Arsch in der Hose gehabt hätte und sich bei der Polizei gestellt hätte. Das Geknalle und Geschepper soll übrigens böse Geister vertreiben. Was genauso unwahrscheinlich ist, wie die Erfüllung irgendwelcher auf Reispapier geschriebener Wünsche. In anderen Ländern werden Tiere grausam erlegt, weil man ihren Hörnern oder Gedärmen heilsame Wirkung zuschreibt. Das finden wir dann zu Recht unmenschlich, regen uns über den blödsinnigen Aberglauben auf.

Letztes Silvester starben für UNSEREN Aberglauben Massa, Boma, Lea, Suria und all die anderen. Das Argument, man müsse Tiere hier in Zoos halten, weil dies für die Tiere sicherer wäre, ist mit dieser Katastrophe reichlich löchrig geworden. Denn genauso wenig, wie der afrikanische Wilderer sein Tun aufgeben möchte, mag der Deutsche Knallkopf seine noch vollzähligen Finger von der Rakete oder Batterie lassen. Denn eines ist auch klar, diese exotischen Tiere waren nicht die einzigen Opfer der vermeintlichen Geisterjagd. Unzählige Vögel, Haustiere und Wildtiere hat dieses Silvester das Leben gekostet. So berichten Suchdienste für entlaufende Hunde in Deutschland, dass sich die Zahl der vermissten Hunde am letzten Tag des Jahres verfünffache. Statt der durchschnittlich 100 Fälle pro Tag spricht man beim Suchdienst TASSO von mehr als 500 Fällen in der Silvesternacht. Dazu kommen die jährlichen Meldungen über Menschen, die Tiere ganz absichtlich mit Böllern beschießen und quälen.

Zu guter Letzt stellt sich eine weitere Frage, nämlich die der Brandsicherungsvorrichtungen in Gehegen, Ställen und überall dort, wo Tiere leben. Brennende Ställe sind gar nicht so selten und auch hier kommt es zum qualvollen Tod in den Flammen. Das Affenhaus in Krefeld war zwar der Feuerwehr inspiziert und freigegeben worden, eine Brandschutzanlage hatte es nicht. Damit steht das Gebäude nicht allein. Viele Bauten in Zoos sind schön deutlich älter, der Brandschutz nicht mehr aktuell. Hier heißt es nachholen, gerade in Zoos. Wer den Bestand der Tiere der gewährleisten möchte, sollte an deren Sicherheit denken.  

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