Noch immer leiden viel zu viele Tiere in Versuchslaboren

Pressemitteilung des Deutschen Tierschutzbundes vom 19. Dezember 2019

Trotz Zielvorgabe der EU:

Erneut fast drei Millionen Tiere in Versuchen „verbraucht“

Der Deutsche Tierschutzbund übt scharfe Kritik an der Bundesregierung, die erneut von der Erreichung des gemeinsamen Ziels der EU-Mitgliedstaaten, Tierversuche langfristig vollständig zu ersetzen, meilenweit entfernt ist. Aktuell veröffentlichte Zahlen des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) zeigen, dass die Zahl der in Versuchen „verbrauchten“ Tiere unverändert hoch ist: 2.825.066 Tiere kamen im Jahr 2018 in Tierversuchen zum Einsatz, im Vorjahr waren es 2.807.297.

„Die Zahlen beweisen schwarz auf weiß, dass sich absolut nichts bewegt“, kommentiert Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes. „Die Bundesregierung schafft es auch nicht annähernd, ihren wohlklingenden Ankündigungen im Koalitionsvertrag Taten folgen zu lassen. Im Gegenteil: Tierversuche als vermeidlicher Goldstandard haben nach wie vor oberste Priorität. Statt endlich eine dringend notwendige Strategie zum Ausstieg aus Tierversuchen zu erarbeiten, verkündet das BMEL sogar, man könne auf Tierversuche derzeit noch nicht verzichten. Dass sich an dieser Aussage auch in Zukunft nichts ändern wird, dafür sorgt die Bundesregierung gleich selbst: Tierversuchsfreie Forschung wird weiterhin nur stiefmütterlich behandelt; Fördergelder nur im mikroskopischen Bereich gezahlt. So kann ein Ausstieg nicht gelingen.“ Der Deutsche Tierschutzbund kritisiert zudem die mangelhaften gesetzlichen Regelungen zu Tierversuchen, die absolut nicht mit den Vorgaben der EU übereinstimmen. Für die Korrekturen, die die Europäische Kommission in ihrem Vertragsverletzungsverfahren gegen Deutschland angemahnt hatte, will sich die Bundesregierung noch bis Ende 2020 Zeit lassen.

Anstieg bei Zahl der Hunde

2018 kamen mit 85 Prozent vor allem Mäuse und Ratten zum Einsatz. Die Zahl der Mäuse stieg im Vergleich zum Vorjahr um 140.000 auf über 2,1 Millionen Tiere – und knackte damit zum ersten Mal seit 2014, als die Erfassungskriterien geändert wurden, die 2-Millionengrenze. Am dritthäufigsten wurden Fische (8 Prozent) eingesetzt. Aber auch 85.645 Kaninchen und 765 Katzen mussten in Versuchen leiden. Die Zahl der verwendeten Hunde stieg um über 600 Tiere auf 3.993 – eine Steigerung um 20 Prozent. Die Zahl der Affen blieb mit 3.324 Tieren auf einem ähnlich hohen Niveau wie im Vorjahr. Insgesamt 124.702 Tiere, also fast 10.000 mehr als zuvor, mussten den höchsten Grad an Schmerzen, Leiden und Schäden erleiden. Bei fast einer Million Tiere wurde deren Erbinformation manipuliert, um sie künstlich krank oder dem Menschen ähnlicher zu machen.

Großteil der Tiere entfällt auf die Grundlagenforschung

44 Prozent der in Tierversuchen verwendeten Tiere diente der reinen Grundlagenforschung – also für Versuche ohne konkreten oder absehbaren Nutzen für den Menschen. Weitere 23 Prozent wurden bei der Herstellung oder Qualitätskontrolle von medizinischen Produkten oder für toxikologische Sicherheitsprüfungen verwendet, wie sie etwa für Wandfarbe vorgeschrieben sind. 15 Prozent dienten der Erforschung von Erkrankungen von Menschen und Tieren. Ebenfalls etwa 15 Prozent wurden für die Erhaltungszucht von genetisch veränderten Tieren – in den meisten Fällen Mäusen – verwendet.

Hinweis an die Redaktionen:

Die Zahlen des BMEL finden Sie hier:

www.bmel.de/DE/Tier/Tierschutz/_texte/Versuchstierzahlen2018.html

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