Tieren in Not helfen und Kinder für den Tierschutz begeistern gehört zu den Zielen des Vereins
Reportage von Silvia Passow Tierschutz
Vor etwa einem Jahr gründete sich der Tierschutzverein „Sonnenzeiten für Tiere“. Petra Birkholz und ihre Mitstreiter hatten viele schöne Ideen im Kopf. Die sollten nun, im Verein, umgesetzt werden. Doch wie so oft, von der Idee zur Ausführung braucht es Geduld, Ausdauer, Lernvermögen und dann wieder Geduld, Ausdauer…….
Ich durfte Petra Birkholz bei der Grünung und Belebung ihres Vereins begleiten.

Foto: Silvia Passow
3 Baustellen sollen bedient werden
Eine Handvoll Menschen saß da im Herbst letzten Jahres und sie alle wollten einen neuen Tierschutzverein gründen. Drei Betätigungsfelder sollte der Verein abdecken. Zum einen will man Geld und Sachspenden sammeln, ein Netzwerk aus ehrenamtlichen Dienstleistern gründen, um Tierheimen und Tierschutzorganisationen, die Akut in Not gerieten, zu unterstützen. Des Weiteren wollte der Verein bedürftige Tierhalter unterstützen. Man wollte Kontakt mit der örtlichen Tafel aufnehmen und dort ein Heimtierangebot etablieren. Anders als in Berlin gibt es im Havelland nur eine sogenannte Tiertafel. Deren eigentlicher Sitz ist sogar hinter der Landesgrenze in Havelberg in Sachsen-Anhalt. Von dort aus fährt Tiertafelleiter Tino Rippler regelmäßig nach Rathenow und gibt dort an Bedürftige Tierfutter aus. Rathenow ist die Kreisstadt des Havellandes. Wer sich in der Region nicht auskennt, dem sei kurz erklärt, das Havelland erstreckt sich von Berlin, Richtung Westen. Es gibt den sogenannten Berlinnahen Raum, dazu gehört Falkensee. Rathenow liegt, vereinfacht gesagt, am anderen Ende. Dazwischen liegen die Städte/Gemeinden Wustermark, Nauen und Friesack und die Nauener Platte, hier wird Landwirtschaft betrieben. Kurzum, der Weg von einer dieser Gemeinden nach Rathenow ist lang. Die Tiertafel in Rathenow ist für die Menschen in Rathenow gut erreichbar, für alle anderen wird es schwierig. Hier setzt der Verein Sonnenzeiten an. Die Idee, das Tierfutter dort zu verteilen, wo sich die Menschen die es brauchen auch sonst mit Lebensmitteln eindecken, ist schon naheliegend. Dazu möchte der Verein den Hunden von Obdach- und Wohnungslosen Menschen helfen. Die dritte Säule ist die Kinderbildung in Sachen Tierschutz. Kinder die Tiere näherbringen, ihnen die Bedürfnisse ihrer Haustiere erklären, für die Natur begeistern, durch Wissen und Aufklärung, dass ist die dritte, selbst gestellte Aufgabe des Vereins. Dafür haben die Vereinsmitglieder Lehrmaterial erarbeitet, welches sie kostenlos an Kindergärten und Schulen verteilen wollen.

Viele Ideen, zu wenig Hände
Kaum gegründet kam auch schon der erste Hilferuf aus Rumänien. Hier war eine Hilfsstation für Hunde abgebrannt. Päckchen packen, LKW-Fahrer organisieren. Und auch für Weihnachten wurde gesammelt und Päckchen für aktive Tierschützer im Ausland gepackt. Die ersten Kindergärten zeigten Interesse an den Lehrmaterialien. Petra Birkholz nahm Kontakt zur Tafel in Falkensee auf. Die Tafel wird seit vielen Jahren vom Humanistischen Freidenkerbund geführt. Ob oder wie viele der Menschen Haustiere haben, das war vorher nicht klar. Man ging zunächst von einigen, wenigen Einzelfällen aus. Bevor es allerdings ans verteilen von Futterspenden gehen, mussten erst einmal Spender gewonnen werden. Birkholz hatte die Idee, eine Spendenbox am Zaun ihres Grundstückes anzubringen. Die Box konnte nur wenige Wochen später eingeweiht werden. Und sie konnte einen Händler für Tierbedarf überzeugen, in seinem Geschäft eine Spendenbox für Tierfutter aufzustellen. Nur nützt die schönste Spendenbox nix, wenn keiner etwas hineinwirft.

Foto: Silvia Passow
Am Rande des Machbaren
Spenden sammeln, heißt auf sich und das Anliegen aufmerksam machen. Dabei seriös und glaubhaft wirken und ständig über den Verlauf der Aktionen, für die gespendet wurde, berichten. Die Medien wollen bedient sein, ob nun im Netz oder Old-School im reellen Leben. Auf Stadtfesten präsent sein, für das eigene Projekt werben, vielleicht etwas verkaufen. Birkholz fand sich vor einem riesigen Berg an Aufgaben wieder. Anträge ausfüllen, Kontakte halten, Fotos posten. Mittwochsbei der Tafel das Tierfutter verteilen. Anfangs war der bedarf überschaubar, ein paar Hunde und Katzen, nicht allzu viele Tiere. Meist konnte auch mit den wenigen Spenden für jeden etwas mitgegeben werden. Doch es blieb nicht dabei. Auch die Leiterin der Falkenseer Tafel war erstaunt, wie viele der Menschen, die regelmäßig zu ihr kommen, ihr Zuhause mit tierischen Gefährten teilen. „Oft sind das die letzten Freunde, der letzte Halt, den die Leute noch haben“, sagt Birkholz. Und ihre einzige Verantwortung. Die Möglichkeit, bei der Falkenseer Tafel auch etwas für den tierischen Freund zu bekommen, sprach sich rum. Inzwischen werden durch Birkholz und die Futterspenden 25 Hunde, 20 Katzen, 4 Wellensittiche und 2 Kaninchen versorgt. Mit anderen Worten, Birkholz hat hier eine Lücke geschlossen, von der vorher offenbar niemand etwas ahnte.

Foto: Silvia Passow
Mit viel Energie, Vertrauen und einer Portion Hartnäckigkeit
Petra Birkholz ist das lebende Beispiel für die oft zitierte Weisheit, dass Hartnäckigkeit sich auszahlt. Gesundheitlich angeschlagen und manchmal am Rande der Erschöpfung stehend, hat sie nicht aufgegeben und siehe da, der Verein lockte neue Mitglieder an, Aufgaben verteilen sich und inzwischen konnte Birkholz einen die Karin von Grumme-Douglas Stiftung für sich gewinnen. Von hier bekommt sie nun regelmäßig Hunde- und Katzenfutter. Um die Umwelt zu schonen gibt sie das Trockenfutter nur noch in mitgebrachten Gefäßen aus und nicht mehr in Plastiktüten. Leinen, Geschirre, Mäntelchen, Spielzeug kann sie inzwischen ebenfalls verteilen.

Foto: Silvia Passow
Rucksackaktion für Obdachlose

Foto: Silvia Passow
Derzeit ist Birkholz mit ihren Vereinskollegen am Rucksäcke befüllen. In die gespendeten Rücksäcke soll Hundefutter und Zubehör für Hunde an bedürftige Menschen verteilt werden. Eigentlich hatte Birkholz sich mit der Aktion dem Weihnachtsessen des Sängers Frank Zander in Berlin anschließen wollen. Das berühmte Gänseessen für Obdachlose findet jedes Jahr kurz vor Weihnachten im Hotel Estrel statt. Kurz vor Weihnachten, es kann schon Wochen vorher kalt werden, dachte sich Birkholz. Und überhaupt, nicht nur an Weihnachten sollte man Liebe und Wärme verschenken. Warum nicht schon vorher? Warum nicht regelmäßig? Birkholz rief zu einer Sammelaktion für die Obdachlosen der benachbarten Hauptstadt auf und war vom Erfolg beeindruckt. Neben dem Tierbedarf sammelte sie auch warme Kleidung, decken und Schlafsäcke. Die sind inzwischen verteilt, nun geht es an die Rucksäcke. Vereinskollegin Dagmar Albrecht hat eine Spende von Hundert Rucksäcken durch die Firma REICO organisiert und die gilt es nun zu füllen. Ab Sonntag dem 24. November will Birkholz dann mit Tino Rippler von der Tiertafel Havelland hinter dem Bahnhof stehen und die Rucksäcke verteilen.

Foto: Daniela Hecht
Aus dem Havelland in die Stadt
Die Obdachlosen leben eher in den Zentren der Großstädte und so fährt seit rund drei Jahren regelmäßig zum Bahnhof Zoo. 120-400 Menschen kommen dann und versorgen ihre Freunde auf vier Pfoten mit dem Tierfutter. Manchmal bringt Rippler auch etwas zu Essen für die Zweibeiner mit. „Gerade für die Obdachlosen sind ihre Hunde sehr wichtig,“ sagt Birkholz. „Sie sind der letzte Halt in der Gesellschaft und sie übernehmen Verantwortung für ein anderes Lebewesen. Dieser Verantwortung gehen sie sehr gewissenhaft nach“, sagt sie weiter. Birkholz hofft, dass sie mit ihren Aktionen noch viel mehr Tieren helfen kann. Und sie hofft auf Mitstreiter, im Sinne der Tiere. „Tierschutz beginnt bei uns bevor ein Tier in Not gerät“. So steht es auf ihrer Internetseite. Wäre schön, wenn ihr dies gelingen würde.
Erschöpft aber glücklich
Die Rucksackaktion war ein voller Erfolg, sagt Birkholz am nächsten Tag. Sie ist erschöpft, hat sich die halbe Nacht am Bahnhof Zoo aufgehalten, neben den Rucksäcken auch Leinen und Mäntelchen für die vierbeinigen Begleiter der Obdachlosen verteilt. „Das machen wir weiter“, sagt sie. Die Blaue Holzbiene bleibt dran und wird weiter über die „Sonnenzeiten für Tiere“ und Petra Birkholz berichten.