Das Geheimnis der Hundertjährigen wächst ganz in der Nähe

Die Falkenseerin Rongrong Szydlewski baut Bittermelonen in Berlin-Kladow an

Reportage von Silvia Passow                       November 2019

Berlin/Spandau, OT Kladow.   Der Name kommt nicht von ungefähr. Die Bittermelone, auch Bittergurke oder Goja-Gurke genannt, ist wirklich bitter. Ihre Kerne, die man wegen ihres hohen Vitamin C Gehaltes lutscht, sind dagegen geschmacklos. Diese kleine grüne Frucht, die später eine orange Farbe annimmt gehört zur Familie der Kürbisse und soll das Geheimnis der Unsterblichkeit sein.

Die Frucht der Unsterblichkeit? Die Bittermelone, auch Bittergurke genannt
Foto: Silvia Passow

So jedenfalls heißt es auf der japanischen Insel Okinawa, die auch Insel der 100jährigen, genannt wird. Eben weil dort sehr viele Menschen sehr alt werden. Und was essen die japanischen Methusalems? Genau! Bittermelone, und zwar am besten täglich. Wer die Wirkung der Bittermelone ausprobieren möchte, muss seit dem Frühling nicht mehr weit fahren. Die gebürtige Chinesin Rongrong Szydlewski baut die Wunderwaffe gegen das Altern im benachbarten Spandau an.

So schaut die Bittermelone im weiteren Reifestadium aus. Die Kerne kann man lutschen, sollen aber nicht geschluckt werden und beinhalten, so heißt es, viel Vitamin C
Foto: Silvia Passow

Würzige Frische

Seit sieben Jahren lebt die 33jährige Szydlewski in Falkensee, war zuvor im Einzelhandel tätig, hat ein abgeschlossenes Japan-Studium absolviert und, was man der schlanken Frau nicht ansieht, sie kocht und isst gern. „Wir haben in China und in ganz Asien allgemein, eine große Vielfalt an Gemüse, besonders an Blattgemüse“, sagt sie und auch, dass sie diese Vielfalt vermisste. Dazu kam, die hier erhältlichen asiatischen Gemüse hatten einen langen Weg hinter sich. Von Frische kaum noch eine Spur und auch der Geschmack überzeugte Szydlewski nicht. Sie sorgte selbst für Abhilfe, baut seit April gemeinsam mit Ehemann Ralf und drei Mitarbeitern, auf einer Fläche von 1600 Quadratmetern, asiatische Kräuter und Gemüse an.  

Hier wachsen die Gemüsegenüsse Asiens. Dafür sorgt auch eine Bewässerungsanlage, die das Wasser tropfenweise dosiert abgibt
Foto: Silvia Passow

Wespen, Hummeln und Marienkäfer als Assistenten

Im kuschlig warmen Gewächshaus stehen Schlangenbohnen, Schwammgurken, Wasserspinat, Ess-Chrysanthemen und natürlich auch die Bittermelonen in Reih und Glied. Das Saatgut hat das Paar aus Vietnam, Japan, Korea, Thailand und China zusammengeholt. Eine Hummel umkreist die Gäste in ihrem Reich. Sie gehört zu einem Hummelvolk, dessen Wohnsitz, eine unscheinbare grüne Kiste, in der Mitte des Gewächshauses steht. Szydlewski verwendet für ihre Kräuter und Gemüse keine chemischen Pflanzenschutzmittel, wie sie sagt. Und auch nur mineralische Dünger. Den Pflanzenschutz übernehmen kleine Helfer aus dem Insektenreich, Nützlinge, wie Schlupfwespen, Raubmilben, Marienkäfer, wie Ralf Szydlewski erläutert. Wer hier probieren darf und möchte, kann alles ohne Umwege in den Mund stecken.

Rongrong Szydlewski erfreut sich an den Blüten der Schwammgurke. Neben den bereits vorhandenen Sorten experimentieren sie und ihre Mitarbeiter an weiteren Gemüsesorten.
Foto: Silvia Passow

Für die Zubereitung braucht es keine ausgefallenden Gewürze

Der Vietnamesische Koriander unterscheidet sich nicht nur optisch, von jenem Koriander, der für gewöhnlich im Supermarkt angeboten wird und eine deutlich seifige Note mitbringt. Der Vietnamesische Koriander hat eine angenehme Schärfe, die gut zu Salate und Nudelgerichte passt. Die Schlangenbohne gibt es in den Farben grün und rot. Die Bohne, die bis zu einem Meter lang werden kann, darf auch roh gegessen werden. Der Wasserspinat, der tatsächlich im lauwarmen Wasser steht, sollte dagegen zubereitet werden. Zwei Minuten in einem möglichst geschmacksneutralen Öl mit Knoblauch anbraten und er entfaltet sein volles, sehr intensives, kräftiges Aroma. Dabei braucht es keine weiteren Gewürze, sagt Szydlewski. Viele der asiatischen Gemüse bringen ihre Würze bereits mit. Salz reicht, von der Verwendung von Butter beim zubereiten rät Szydlewski dringend ab. Das geht deutlich zulasten des Geschmacks, sagt sie. Viele der Pflanzen sind komplett essbar, also Blätter, Blüten, Stiel, so wie zum Beispiel die Ess-Chrysanthemen. Die schmeckt nicht nur gut, der Genuss hilft auch gegen Husten.

Geballte Ladung gesunder Geschmack
Foto: Silvia Passow

Die Apotheke des Lebens,

soll ja tatsächlich im Kühlschrank stehen. Während man in Deutschland pauschal Gemüse als gesund erklärt, wird man in Asiatischen Ländern sehr viel konkreter, wenn es um die Wirkungsweisen der Gemüse, Früchte und Kräuter geht. Rongrong Szydlewski weiß, welche Wirkung den Gemüsen zugeschrieben wird. So steht die Bittermelone nicht nur für ein langes Leben, konkret kann sie den Blutzucker senken können. Auch was die Verarbeitung und Rezeptvorschläge angeht, hilft Szydlewski gern. Wirkungsweise und Rezeptideen sollen schon bald auf der Homepage einsehbar sein.

Die Schwammgurke hat eine samtige Haut und ein weiches Innenleben, dessen Geschmack an Zucchini erinnert.

Auf den Geschmack gekommen?

Neben den genannten kulinarischen Genüssen bietet Rongrong Szydlewski mit ihrem Unternehmen „freshtasia“ noch viele weitere exotische Kräuter und Gemüse an. Von zarten Aromen bis würzig scharf ist alles dabei, was der asiatischen Küche ihre besondere Note verleiht. Die Ware kann direkt am Kladower Damm 320g abgeholt werden, wobei eine Online Bestellung im Vorfeld oder eine telefonische Anfrage zur Verfügbarkeit erwünscht ist. „Freshtasia“ beliefert einige asiatische Restaurants in Berlin, so zum Beispiel das „New Garden“, Kaiserdamm 89. Die knackigen Gemüse sind im ausgesuchten Berliner Handel erhältlich. In Falkensee kann der Zauber Asiens bei den „Biofreunden“ in der Bahnhofstraße 44 erworben werden. Und, ganz neu: „freshtasia“ Gemüse kann auch über die Marktschwärmerei Schönwalde bezogen werden.

Weitere Infos unter:  https://fresh-tasia.com   

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