Pressemitteilung „Ärzte gegen Tierversuche“
November 2019
Recherchen des bundesweiten Vereins Ärzte gegen Tierversuche zufolge ist
das Tierversuchslabor Covance in Münster der größte „Affenverbraucher“
Deutschlands. Jedes Jahr werden dort bis zu 2.000 Affen in qualvollen
Giftigkeitstests getötet. Jetzt will der Konzern ein neues Gebäude für noch
mehr Käfige bauen. Der Verein startet gegen die Erweiterung eine Kampagne. Ab
sofort können Protest-Unterschriften per Online-Petition abgegeben werden, und
für den 23. November ist eine Großdemo in Münster geplant.
Das US-amerikanische Unternehmen Covance ist
eines der weltweit größten Auftragsforschungsinstitute mit Niederlassungen in
20 Ländern. In Münster betreibt der Konzern eines der größten
Tierversuchslabore für Affen in Europa. Recherchen des bundesweiten Vereins
Ärzte gegen Tierversuche zufolge werden zwei Drittel aller Affenversuche
Deutschlands in Nordrhein-Westfalen durchgeführt. Im Jahr 2017 waren es 2.137
von insgesamt 3.525 Affen. Verantwortlich dafür ist vor allem das
Tierversuchslabor Covance in Münster. Damit ist Covance der größte
„Affenverbraucher“ Deutschlands.
Die Filiale in Münster hat sich auf
Fortpflanzungs-Giftigkeitstests an Affen spezialisiert. Schwangeren Affen
werden Arzneimittel oder Chemikalien oft täglich mit einem Schlauch in den
Magen gepumpt oder in die Blutbahn injiziert, um die Auswirkung auf ihren
Nachwuchs zu beobachten. Die Folge können Totgeburten oder Missbildungen sein.
„Solche Giftigkeitsprüfungen an unseren nächsten Verwandten sind ethisch nicht
zu rechtfertigen und wissenschaftlich unsinnig, da die Ergebnisse nur etwas
über die Reaktion der Affen aussagen, aber keine Vorhersage für den Menschen
zulassen“, erklärt Dr. med. vet. Corina Gericke, Vizevorsitzende von Ärzte
gegen Tierversuche.
Unlängst haben verdeckt gemachte Aufnahme aus
dem Labor LPT im niedersächsischen Mienenbüttel für einen gewaltigen
öffentlichen Aufschrei gesorgt. Die Bilder zeigten Affen in winzigen
Einzelkäfigen und sich in Panik in sogenannten Primatenstühlen windenden Affen.
Die Behörden und Staatsanwaltschaft ermitteln, die Außenstelle Mienenbüttel
soll geschlossen werden, während die Tierversuche an Mäusen, Ratten,
Meerschweinchen, Kaninchen und Schweinen weitergehen sollen.
Der Ärzteverein
geht davon aus, dass die Zustände bei Covance ähnlich sind. „Es gibt keine
harmlosen Giftigkeitstests, sie sind immer mit Qual und Tod für die Tiere
verbunden“, so Tierärztin Gericke. Vor 16 Jahren war Covance schon einmal in
die Schlagzeilen geraten, als eine Undercover-Recherche Bilder von schwer
verhaltensgestörten Primaten an die Öffentlichkeit brachte.
„Die Zeichen stehen auf Paradigmenwechsel – weg
von einer antiquierten Tierversuchsforschung, hin zu moderner humanbasierter
Forschung des 21. Jahrhunderts“, erklärt Gericke. So schließt in Großbritannien
spätestens 2022 das berühmte Sanger-Institut sein Tierversuchslabor. Der Grund
für die Entscheidung: die rasante globale Etablierung humanbasierter
Forschungsmodelle wie 3-dimensionale Zellkultursysteme und Organoide. „Ein
Ausbau des umstrittenen Covance-Labors ist der völlig falsche Weg und darf von
den Behörden nicht genehmigt werden“, fordert die Expertin.